Planegg-Martinsried, 13. April 2011 - Das Biotechnologie-Unternehmen 4SC AG (Frankfurt, Prime Standard: VSC) meldet heute die Behandlung des ersten Patienten im Rahmen seiner Phase-I-TOPAS-Studie mit dem selektiven Histon-Deacetylase-(HDAC)-Inhibitor 4SC-202, der sich durch einen anti-mitotischen Wirkmechanismus auszeichnet. Die Studie untersucht die Sicherheit, Pharmakokinetik und klinische Wirksamkeit des oral verabreichten Wirkstoffs 4SC-202 in Patienten mit fortgeschrittenen hämatologischen Indikationen, wie der akuten myeloischen Leukämie (AML), der akuten lymphatischen Leukämie (ALL), der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL), dem multiplem Myelom (MM), dem myelodysplastischen Syndrom (MDS) und Lymphomen. 4SC-202 ist neben dem pan-HDAC-Inhibitor Resminostat der zweite HDAC-Inhibitor im Onkologieportfolio der 4SC AG.
TOPAS ist eine monozentrische, einarmige, offene Dosiseskalationsstudie zur Untersuchung täglicher Dosierungen von 25 bis 400 mg von 4SC-202 in sechs Dosiskohorten. Die Patienten erhalten im Rahmen eines 21-tägigen Behandlungszyklus (14+7) an 14 aufeinander folgenden Tagen (d1-14) einmal täglich 4SC-202 in Tablettenform. Die Hauptstudienphase besteht aus zwei Behandlungszyklen, wobei die Patienten, die von der Behandlung profitieren, diese im Anschluss an die Hauptstudienphase fortsetzen können. Die schrittweise Erhöhung der Anfangsdosis (25 mg) erfolgt gemäß des üblichen 3+3-Designs und schließt bis zu sechs Patienten pro Dosiskohorte ein. Insgesamt sollen an dieser Studie nach aktuellen Plänen bis zu 36 Patienten teilnehmen. Je nach dem beobachteten pharmakokinetischen Profil und der Verträglichkeit der einmal täglich verabreichten Dosis von 4SC-202 werden auch alternative Dosierungsschemata wie eine zweimal tägliche Verabreichung untersucht.
Das primäre Ziel der TOPAS-Studie ist die Untersuchung der Sicherheit, Verträglichkeit und Pharmakokinetik von 4SC-202 und die dazugehörige Bestimmung optimaler Dosierungen und Dosierungsschemata für Patienten mit fortgeschrittenen hämatologischen Krebserkrankungen. Zu den sekundären Zielen gehören die Untersuchung der klinischen anti-tumoralen Aktivität in Bezug auf die Tumoransprechrate, die Dauer des Ansprechens (DOR) und das progressionsfreie Überleben (PFS) der Patienten. Ebenfalls untersucht werden relevante Biomarker, wie die Inhibition der HDAC-Enzymaktivität und die verstärkte Acetylierung von Histonen durch 4SC-202 in periphären mononuklearen Zellen (PBMC) der Patienten sowie Veränderungen von Genexpressionsprofilen im Patientenblut. Die Studie wird in einem Zentrum in Deutschland durchgeführt; Ergebnisse werden für 2012 erwartet.
Man geht davon aus, dass die HDAC-Inhibition eine vielversprechende Behandlungsoption im Rahmen der onkologischen Medikamentenentwicklung darstellt. Für ausgewählte hämatologische Krebserkrankungen, die als besonders empfänglich für die HDAC-Inhibition gelten, gibt es auf dem Markt zur Zeit zwei Wirkstoffe dieser Klasse, die für die Behandlung des kutanen T-Zell-Lymphoms (CTCL) zugelassen sind.
Im Gegensatz zum pan-HDAC-Inhibitor Resminostat handelt es sich bei 4SC-202 um einen selektiven Klasse-I-HDAC-Inhibitor. Der Wirkstoff hat in verschiedenen präklinischen in-vitro- und in-vivo-Modellen eine starke anti-tumorale Aktivität, gute pharmakokinetische Eigenschaften und insgesamt eine gute Verträglichkeit gezeigt. Darüber hinaus zeichnet sich der Wirkstoff zusätzlich durch eine besonders starke anti-mitotische Wirkung aus, die den Prozess der Zellteilung unterdrückt und zum Tod der Tumorzellen führt (Apoptose).
'Mit dem Beginn der TOPAS-Studie haben wir jetzt den zweiten HDAC-Inhibitor in die klinische Entwicklung geführt und unsere onkologische Pipeline auf insgesamt vier Wirkstoffe ausgeweitet. Dank seiner selektiven Inhibition von HDAC-Enzymen der Klasse I und seiner ausgeprägten pharmakologischen Wirkung auf den Zellzyklus erwarten wir, dass sich bei Patienten mit fortgeschrittenen hämatologischen Krebserkrankungen eine signifikante klinische Wirksamkeit von 4SC-202 mit einem günstigen Nebenwirkungsprofil zeigt', kommentierte Dr. Bernd Hentsch, Entwicklungsvorstand bei der 4SC AG.
Nähere Informationen zu dieser Studie finden Sie unter www.clinicaltrials.gov
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Über 4SC-202
4SC-202 ist ein selektiver Inhibitor der humanen Klasse-I-HDAC-Isoenzyme 1, 2 und 3. HDAC-Inhibitoren verändern epigenetisch die Chromatinstruktur von Tumorzellen und lösen damit Zelldifferenzierung und schließlich den programmierten Zelltod (Apoptose) aus. Dadurch besitzen HDAC-Inhibitoren einen Wirkmechanismus, der das Tumorwachstum stoppen und eine Rückbildung des Tumors bewirken kann.
In umfassenden Untersuchungen im Rahmen der präklinischen Entwicklung hat 4SC-202 bei einem breiten Spektrum humaner Tumorzelllinien in vitro und bei einer Anzahl von in-vivo-Tumormodellen, repräsentativ für diverse Krebsindikationen, eine anti-proliferative Aktivität gezeigt. Darüber hinaus weist 4SC-202 eine starke anti-mitotische Aktivität auf, indem der Wirkstoff den Aufbau des mitotischen Spindelapparats stört und somit den Zellzyklus anhält. Damit werden zwei essentielle Voraussetzungen für die ordnungsgemäße Teilung und Vermehrung von Zellen bekämpft und der programmierte Zelltod (Apoptose) eingeleitet. Dieser spezifische pharmakologische Wirkmechanismus ist möglicherweise für die in präklinischen Studien beobachtete verstärkte anti-proliferative Wirkung von 4SC-202 verantwortlich, die sich bei Anwendung in der Klinik als signifikante anti-tumorale Aktivität manifestieren könnte.
Über die 4SC AG:
Die 4SC AG (ISIN DE0005753818) spezialisiert sich auf die Entdeckung und Entwicklung von gezielt wirkenden, niedermolekularen Medikamenten mit den Schwerpunkten Autoimmunerkrankungen und Krebs. Vidofludimus (4SC-101), ein oraler IL-17-Inhibitor, befindet sich in der Phase-II-Entwicklung in Rheumatoider Arthritis und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Kürzlich wurde über erste positive Resultate in der Phase-IIa-Studie bei Darmerkrankungen berichtet. Das am weitesten fortgeschrittene Krebsmedikament Resminostat (4SC-201), ein oraler Pan-Histon-Deacetylase (HDAC)-Inhibitor, ist in Phase-II-Studien in den Indikationen hepatozelluläres Karzinom (Leberkrebs), Hodgkin Lymphom und K-ras-mutiertem Darmkrebs. 4SC-203 und 4SC-205, zwei weitere onkologische Wirkstoffe, befinden sich in Phase-I-Studien. Die 4SC AG entwickelt ihre Medikamente bis zum Wirksamkeitsnachweis (Proof of Concept), um diese anschließend in wertschöpfenden Lizenzpartnerschaften mit der Pharmaindustrie einzubringen und im Gegenzug Vorabzahlungen, meilensteinabhängige Zahlungen und spätere Umsatzbeteiligungen (Royalties) zu erhalten.
Die 4SC AG wurde im Jahr 1997 gegründet, beschäftigt zurzeit 94 Mitarbeiter und ist seit Dezember 2005 am Prime Standard der Börse Frankfurt gelistet.
Weitere Informationen finden Sie unter www.4sc.de.
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