Außerordentlich hohe Schäden belasten Ergebnis
Hannover, 10. November 2005: Nachdem bereits das 1. Quartal sehr schadenintensiv war, belasteten die Großschäden im 3. Quartal das Ergebnis der Hannover Rück außerordentlich stark. Die Belastungen aus den Wirbelstürmen 'Katrina' und 'Rita' sind auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur mit erheblichen Unsicherheiten bewertbar, weshalb die Hannover Rück über die Einzel-Schadenrückstellungen hinaus pauschale Rückstellungen gebildet hat. Im 3. Quartal hatte die Gesellschaft eine Netto-Großschadenbelastung von 781,4 Mio. EUR zu verkraften. Zusammen mit den Großschäden des 1. Halbjahres ergibt sich für die Hannover Rück zum 30. September 2005 eine Belastung von 893,7 Mio. EUR. 'Umso erfreulicher ist es, dass wir dennoch in den ersten neun Monaten ein positives Ergebnis erzielen konnten', betonte der Vorstandsvorsitzende Wilhelm Zeller. Das operative Ergebnis (EBIT) zum 30. September 2005 reduzierte sich gegenüber dem Vorjahreswert (408,0 Mio. EUR) um 84,4 % auf 63,8 Mio. EUR. Das Konzernergebnis reduzierte sich auf Grund positiver Steuereffekte weniger stark um 67,6 % auf 61,9 Mio. EUR (191,1 Mio. EUR). Das Ergebnis je Aktie beträgt 0,51 EUR (1,58 EUR). Die Bruttoprämie stieg leicht um 2,2 % auf 7,3 Mrd. EUR (7,2 Mrd. EUR). Wechselkurseffekte spielten keine bedeutende Rolle mehr. Der Selbstbehalt hat sich von 77,3 % auf 80,2 % erhöht. Die verdiente Nettoprämie stieg somit etwas deutlicher um 2,9 % auf 5,6 Mrd. EUR (5,4 Mrd. EUR). Erstmals für den Jahresabschluss zum 31. Dezember 2005 wird die Bilanzierung nach den internationalen Rechnungslegungsvorschriften IFRS für die Hannover Rück obligatorisch. Die Gesellschaft hat sich entschlossen, wesentliche Grundsätze dieser Standards bereits auf den vorliegenden Abschluss zum 30. September 2005 anzuwenden, um jetzt schon eine Indikation für die zu erwartenden Veränderungen zu geben. Die gesamte versicherungstechnische Rechnung der Hannover Rück basiert unverändert auf den Grundsätzen von US GAAP. Neuerungen ergeben sich im Wesentlichen bei den Kapitalanlagen und im Ausweis einzelner Positionen; die Auswirkungen der IFRS-Umstellung auf Gewinn und Eigenkapital sind für die Hannover Rück insgesamt gering. Schaden-RückversicherungDie Schaden-Rückversicherung war - abgesehen von den enormen Belastungen aus Großschäden - durchweg durch positive Aspekte geprägt: Der Hannover Rück boten sich unverändert gute Chancen, profitables Geschäft zu zeichnen. In den meisten Segmenten konnten stabile Raten bei unveränderten Konditionen erzielt werden. Diese Entwicklung dürfte vor dem Hintergrund der schweren Hurrikane in den USA insbesondere in den betroffenen Sparten nicht nur anhalten, sondern sich sogar weiter verbessern. 'Wir sehen gute Chancen, unsere Belastungen des laufenden Jahres recht schnell wieder zurückzuverdienen', sagte Zeller. Die Bruttoprämie stieg um 10,8 % auf 3,6 Mrd. EUR (3,3 Mrd. EUR). Wie geplant wurde der Selbstbehalt von 80,4 % auf 84,3 % erhöht. Die verdiente Nettoprämie stieg folglich sogar um 13,8 % auf 2,8 Mrd. EUR (2,5 Mrd. EUR). Nachdem bereits das 1. Quartal mit 93,3 Mio. EUR sehr schadenintensiv war, brachte das 3. Quartal eine historisch einmalige Großschadenbelastung mit sich: Mit einem geschätzten Marktschaden von ca. 50 Mrd. USD ist Hurrikan 'Katrina' der mit Abstand teuerste Katastrophenschaden aller Zeiten. Auf Grundlage dieser Einschätzung erwartet die Hannover Rück eine Netto-Schadenbelastung aus diesem Ereignis von ca. 310 Mio. EUR vor Steuern. Der Hurrikan 'Rita' - rund vier Wochen später - wird zu einer Belastung von ca. 130 Mio. EUR führen. Bevor beide Wirbelstürme das amerikanische Festland erreichten, richteten sie erhebliche Verwüstungen an den im Golf von Mexiko befindlichen Bohrinseln an. Diese ' Offshore'-Schäden sind - Hurrikan 'Ivan' hat dies im vergangenen Jahr gezeigt - erst nach einem längeren Zeitraum verlässlich einzuschätzen. Aus diesem Grund hat die Hannover Rück für derartige Schäden aus 'Katrina' und 'Rita' zusätzlich zu den für einzelne Verträge gebildeten Rückstellungen 200 Mio. EUR als pauschale Spätschadenreserve gebildet. Aus diesen und weiteren Großschäden des 3. Quartals wie der Flut in der Alpenregion, dem Schaden an einer Ölplattform im Indischen Ozean, mehreren Luftfahrtschäden sowie einer Überschwemmung in Indien resultiert eine Netto-Schadenbelastung von 754,6 Mio. EUR (222,2 Mio. EUR). Dies entspricht einem Anteil an der Quartals-Nettoprämie von 76,7 %. Für die ersten neun Monate betrug die Großschadenbelastung somit 867,0 Mio. EUR (258,5 Mio. EUR); dies sind 30,7 % der entsprechenden Nettoprämie; der langjährige Durchschnitt liegt bei 6 %. 'Dass wir trotz der immensen Großschadenbelastung der ersten drei Quartale noch eine kombinierte Schaden-/Kostenquote von 113,0 % (96,7 %) erreichen konnten, spricht für die Qualität unseres Schaden-Rückversicherungsportefeuilles', unterstrich Zeller. Das Neugeschäft wurde wie gewohnt konservativ reserviert; Nachreservierungsbedarf für frühere Zeichnungsjahre gab es auch im 3. Quartal per saldo nicht. Infolge der hohen Großschadenlast schloss das operative Ergebnis (EBIT) für die ersten neun Monate mit einem Verlust von 32,3 Mio. EUR (294,1 Mio. EUR). Der Ergebnisbeitrag der Schaden-Rückversicherung ist mit 33,7 Mio. EUR (152,7 Mio. EUR) dank gegenläufiger Steuereffekte positiv. Das Ergebnis je Aktie beträgt 0,28 EUR (1,26 EUR). Personen-RückversicherungDie Personen-Rückversicherung entwickelte sich in den ersten neun Monaten des Berichtsjahres wieder sehr gut. Die Brutto-Prämieneinnahmen stiegen zum 30. September 2005 gegenüber der Vergleichsperiode um 17,3 % auf 1,8 Mrd. EUR (1,5 Mrd. EUR). Das Wachstum resultierte wiederum aus einem verstärkten Neugeschäft speziell in der Lebens- und Rentenversicherung in Deutschland und Großbritannien. Auf Grund eines leicht erhöhten Selbstbehalts stieg die verdiente Nettoprämie um 20,6 % auf 1,7 Mrd. EUR (1,4 Mrd. EUR). Das operative Ergebnis (EBIT) zum 30. September 2005 übertraf mit 68,1 Mio. EUR den Vorjahreswert (53,7 Mio. EUR) um 26,9 %. Der Überschuss stieg sogar um 63,1 % auf 47,0 Mio. EUR (28,8 Mio. EUR). Dies entspricht einem Gewinn je Aktie von 0,39 EUR (0,24 EUR). Finanz-RückversicherungDie Finanz-Rückversicherung hat sich in den ersten neun Monaten des Berichtsjahres wie geplant entwickelt. Wie bereits in den Vorquartalen war in den USA die Nachfrage nach Finanz-Rückversicherungsprodukten deutlich rückläufig; die übrigen Märkte entwickelten sich planmäßig positiv. Die Bruttoprämie reduzierte sich deshalb erwartungsgemäß um 22,3 % auf 687,6 Mio. EUR (884,4 Mio. EUR). Durch einen leicht verringerten Selbstbehalt reduzierte sich die verdiente Nettoprämie sogar um 29,2 % auf 564,9 Mio. EUR (798,2 Mio. EUR). Die außerordentliche Schadenbelastung des 3. Quartals hat auch in der Finanz-Rückversicherung ihre Spuren hinterlassen. Wir gehen jedoch davon aus, dass dies durch künftige Geschäftschancen kompensiert wird. Das operative Ergebnis (EBIT) verschlechterte sich um 43,7 % auf 58,8 Mio. EUR (104,4 Mio. EUR). Der Überschuss betrug zum 30. September 2005 46,7 Mio. EUR und damit 29,6 % weniger als im Vorjahreszeitraum (66,1 Mio. EUR). Der Gewinn je Aktie betrug 0,39 EUR (0,55 EUR). Specialty InsuranceIm Geschäftsfeld Specialty Insurance schreitet die Restrukturierung der Clarendon Insurance Group hin zu einem Spezialversicherer für Nischengeschäft fort. Angesichts des eingeleiteten konsequenten Sanierungskurses hat sich die gebuchte Bruttoprämie für die ersten neun Monate um 16,9 % auf 1,3 Mrd. EUR (1,6 Mrd. EUR) reduziert. Die Selbstbehaltsquote verringerte sich leicht auf 40,4 % (43,2 %). Die verdiente Nettoprämie ging um 27,9 % auf 565,1 Mio. EUR (783,6 Mio. EUR) zurück. Die kombinierte Schaden-/Kostenquote verbesserte sich zum 30. September 2005 auf 108,5 % nach 113,0 % in der Vergleichsperiode. Als großer amerikanischer Erstversicherer war auch die Clarendon im 3. Quartal von den Wirbelstürmen in den USA betroffen, wenngleich nur in geringem Umfang. 'Dank unserer Anfang des Jahres mit erstklassigen Rückversicherern neu aufgelegten proportionalen Rückversicherung für das katastrophenexponierte Geschäft konnten wir die Netto-Schadenbelastung aus 'Katrina' und 'Rita' auf 26,8 Mio. EUR begrenzen', sagte Zeller. Das aktive Geschäft der Gesellschaft entwickelt sich planmäßig sehr erfreulich. Lediglich das sich in Abwicklung befindliche Geschäft belastete auch das 3. Quartal durch die damit noch immer verbundenen hohen Kosten. Allerdings wird dies in Zukunft immer geringeres Gewicht haben. Das operative Ergebnis (EBIT) zum 30. September 2005 zeigte sich mit -15,1 Mio. EUR deutlich verbessert gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahres von -82,9 Mio. EUR. Das Geschäftsfeld Specialty Insurance schloss mit einem Verlust von 7,1 Mio. EUR nach einem Wert von -49,4 Mio. EUR in der Vorjahresperiode. Dies bedeutet eine Reduzierung des Konzernergebnisses je Aktie von 0,06 EUR (-0,41 EUR). KapitalanlageergebnisMit ihrem Kapitalanlageergebnis liegt die Hannover Rück nach neun Monaten voll im Plan. Abschreibungen auf Wertpapiere fielen mit 11,4 Mio. EUR (22,7 Mio. EUR) kaum mehr ins Gewicht. Die dank des Mittelzuflusses aus der Versicherungstechnik auf 18,8 Mrd. EUR (16,0 Mrd. EUR) gestiegenen selbst verwalteten Kapitalanlagen konnten die gesunkenen Durchschnittsrenditen der Portefeuilles überkompensieren, sodass die ordentlichen Kapitalanlageerträge gegenüber dem Vorjahreswert leicht auf 733,8 Mio. EUR gestiegen sind (721,1 Mio. EUR). Angesichts der guten Entwicklung auf den Aktienmärkten wurden verstärkt Gewinne realisiert und die Aktienquote leicht auf rund 7 % reduziert. Im Saldo stiegen die realisierten Gewinne aus dem Abgang von Kapitalanlagen von 94,4 Mio. EUR auf 137,9 Mio. EUR. Das Netto-Kapitalanlageergebnis verbesserte sich gegenüber der Vergleichsperiode um 8,3 % auf 825,4 Mio. EUR (762,1 Mio. EUR). AusblickNach den Wirbelstürmen 'Katrina' und 'Rita' im dritten Quartal war mit 'Wilma' im vierten Quartal ein weiterer schwerer Hurrikan zu verkraften. Aus diesem Ereignis erwartet die Hannover Rück eine Schadenbelastung von rund 150 Mio. EUR. Dies wird das Ergebnis des 4. Quartals belasten und voraussichtlich zu einem nur noch ausgeglichenen Jahresergebnis führen. 'Dass unsere Gesellschaft trotz der außerordentlichen Belastungen - insbesondere, aber nicht nur - aus den drei schweren Wirbelstürmen 'Katrina', 'Rita' und 'Wilma' immer noch dieses Ergebnis erzielen kann, ist ein Beleg für die hervorragende Diversifizierung unseres weltweiten Portfolios mit vier Geschäftsfeldern', betonte Zeller. In der Schaden-Rückversicherung hat sich nach den jüngsten Hurrikanereignissen das Marktumfeld dramatisch verändert. Die Nachfrage nach Katastrophen- und Transportrückversicherung hat sich deutlich erhöht, sodass sich die Marktchancen nochmals verbessert haben und von einem anhaltenden Prämienwachstum ausgegangen werden kann. Die Vertragserneuerungsrunde 2005/2006 sollte - so auch der Tenor auf den Branchentreffen der Rückversicherer in Monte Carlo, Baden-Baden und den USA - auch für das kommende Jahr steigende Raten und verbesserte Konditionen in fast allen Sparten der Schaden-Rückversicherung ermöglichen. Insbesondere gilt dies für die durch die Naturkatastrophen am stärksten betroffenen Sparten, also die Katastrophen- und Transportrückversicherung. 'Die Hannover Rück ist optimal positioniert, um von diesen günstigen Marktverhältnissen opportunistisch Gebrauch zu machen', sagte Zeller. In der Personen-Rückversicherung erwartet die Hannover Rück unverändert ein zweistelliges Prämienwachstum. Impulse hierfür kommen vor allem aus Deutschland, Großbritannien und den asiatischen Märkten. Insgesamt ist von einem erfreulichen Ergebniszuwachs auszugehen. In der Finanz-Rückversicherung ist mit einem Prämienrückgang im zweistelligen Prozentbereich zu rechnen. Der Jahresüberschuss wird sich zwar reduzieren, aber die Renditen sollten weiterhin sehr attraktiv sein. Die Hannover Rück geht davon aus, dass sich die Nachfrage nach Finanz- Rückversicherungsprodukten im kommenden Jahr wieder stabilisieren wird, auch dank des sich verhärtenden Marktes in der Schaden-Rückversicherung. Im Geschäftsfeld Specialty Insurance werden sich die Brutto und Netto-Prämieneinnahmen gegenüber dem Vorjahr verringern. Das aktive Geschäft entwickelt sich deutlich profitabler als die in Abwicklung befindlichen Programme. Ob dies im laufenden Jahr schon zu einem positiven Ergebnis führen wird, bleibt jedoch noch abzuwarten. In jedem Fall schreiten die Restrukturierungsmaßnahmen der Clarendon Insurance Group planmäßig voran. Der zu erwartende positive versicherungstechnische Cashflow dürfte einen weiteren Anstieg des Kapitalanlagevolumens bewirken. Dank stärker als erwarteter Gewinnrealisierungen sollte auch das Kapitalanlageergebnis insgesamt ansteigen. In Anbetracht der enormen Großschadenbelastung geht die Hannover Rück per heute von einem ausgeglichenen Konzernjahresergebnis aus. Diese Prognose steht unter der Prämisse, dass es im 4. Quartal zu keinen weiteren außergewöhnlichen Großschäden und zu keinen nennenswerten negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten kommt. |