Trotz hoher Schadenbelastung durch Naturkatastrophen Hannover Rück mit gutem Neun-Monats-Ergebnis
Hannover, 11. November 2004: Vor dem Hintergrund der ungewöhnlich hohen Großschadenbelastung im 3. Quartal zeigt sich die Hannover Rück in dem heute vorgelegten Zwischenbericht mit ihrem Geschäftsergebnis für die ersten neun Monate sehr zufrieden.
Die Geschäftsentwicklung im 3. Quartal war gekennzeichnet durch zwei Extreme: Einerseits profitierte die Hannover Rück von den unverändert vorteilhaften Bedingungen auf den Rückversicherungsmärkten, andererseits war das Ergebnis von einer beispiellosen Großschadenbelastung aus Naturkatastrophen (358,6 Mio. EUR) geprägt. Dementsprechend ging das operative Ergebnis (EBIT) der ersten neun Monate gegenüber der Vorjahres-Vergleichsperiode um 18,1 % auf 408,0 Mio. EUR (498,2 Mio. EUR) zurück. Der Konzernüberschuss reduzierte sich um 25,5 % auf 191,1 Mio. EUR (256,6 Mio. EUR). Das Ergebnis je Aktie sank auf 1,58 EUR (2,43 EUR). 'Angesichts der außerordentlich hohen Großschadenbelastung sind wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Qualität des übrigen Geschäfts konnte den Effekt aus den Großschäden weitgehend auffangen', betonte der Vorstandsvorsitzende Wilhelm Zeller.
Wie bereits im 1. Halbjahr war die Bruttoprämie auch zum 30.9.2004 rückläufig. Sie reduzierte sich um 19,1 % auf 7,2 Mrd. EUR (8,9 Mrd. EUR). Bei konstanten Wechselkursen des Euro - insbesondere zum US-Dollar - hätte der Rückgang 14,8 % betragen. Der Selbstbehalt hat sich auf 77,3 % (71,0 %) erhöht, so dass sich die verdiente Nettoprämie lediglich um 8,0 % auf 5,4 Mrd. (5,9 Mrd. EUR) verringerte. Währungsbereinigt würde die Nettoprämie nahezu auf Vorjahreshöhe liegen.
In der Schaden-Rückversicherung boten sich der Hannover Rück unverändert gute Chancen, profitables Geschäft zu zeichnen. 'Der Markt präsentiert sich weiterhin auf hohem Niveau. Es bieten sich in fast allen Segmenten gute Gelegenheiten, profitables Geschäft zu zeichnen', sagte Zeller. Die Hannover Rück optimiert weiterhin ihr Portefeuille im Rahmen der Initiative 'More from less' und ersetzt volumenträchtiges, aber margenschwaches proportionales Geschäft durch profitables nichtproportionales Geschäft. Die Bruttoprämie ging daher um 21,1 % auf 3,2 Mrd. EUR (4,0 Mrd. EUR) zurück. Bei konstanten Währungskursen hätte die Prämienreduzierung 18,1 % betragen. Ein weiterer Grund für den Rückgang ist die Neustrukturierung des HDI-Geschäfts. Angesichts der Qualität des Geschäfts erhöhte die Gesellschaft ihren Selbstbehalt um 13,1 Prozentpunkte auf 82,6 %, so dass sich die verdiente Nettoprämie nur um 6,4 % auf 2,5 Mrd. EUR reduzierte.
Der Großschadenanteil an der verdienten Nettoprämie betrug zum 30.9.2004 10,5 % bzw. 258,5 Mio. EUR (68,6 Mio. EUR) und liegt damit deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von rund 5 %. Allein im 3. Quartal belief sich die Schadenbelastung aus den Hurrikanen in den USA sowie den Taifunen im pazifischen Raum und weiteren Großschäden auf 222,2 Mio. EUR (47,3 Mio. EUR). Dies entspricht 22,7 % der Nettoprämie des 3. Quartals. Trotz dieser hohen Belastungen betrug die kombinierte Schaden-/Kostenquote in den ersten neun Monaten 97,1 %, nach 97,2 % in der Vorjahresperiode. 'Dies zeigt die nochmals verbesserte Qualität unseres Schaden-Rückversicherungsgeschäfts. In allen Segmenten außerhalb der Katastrophen-Rückversicherung verlief das Geschäft ausgezeichnet', unterstrich Zeller. Dies kompensierte die Ergebnisbelastung aus den Sturmschäden. Das Neugeschäft wurde wie gewohnt konservativ reserviert; Nachreservierungsbedarf für frühere Zeichnungsjahre gab es auch im 3. Quartal per Saldo nicht.
Vor diesem Hintergrund konnte sich das operative Ergebnis (EBIT) um 3,7 % auf 315,2 Mio. EUR (304,0 Mio. EUR) verbessern. Dank einer wieder normalisierten Steuerbelastung stieg der Periodenüberschuss um 5,5 % auf 144,9 Mio. EUR (137,4 Mio. EUR); dies entspricht einem Gewinn je Aktie von 1,20 EUR (1,30 EUR).
Die Personen-Rückversicherung entwickelte sich in den ersten neun Monaten des Berichtsjahres sehr gut. Gleichwohl ging wie bereits in den Vorquartalen die Bruttoprämie gegenüber der Vergleichsperiode um 10,3 % auf 1,5 Mrd. EUR (1,7 Mrd. EUR) zurück. Währungskursbereinigt hätte der Rückgang 7,1 % betragen. Der Wegfall einer großen Geschäftsbeziehung in Großbritannien ist immer noch ursächlich für den Rückgang der Bruttoprämie. Die verdiente Nettoprämie reduzierte sich auf Grund eines höheren Selbstbehalts nur leicht um 1,3 % auf 1,4 Mrd. EUR; in Originalwährung ist sie demgegenüber sogar leicht angestiegen. Das operative Ergebnis (EBIT) übertraf mit 59,0 Mio. EUR den Vorjahreswert (48,9 Mio. EUR) um 20,7 %. Der Überschuss zum 30.9.2004 stieg dank einer niedrigeren Steuerbelastung sogar um 40,7 % auf 31,1 Mio. EUR (22,1 Mio. EUR). Dies entspricht einem Gewinn je Aktie von 0,26 EUR (0,21 EUR).
Die Finanz-Rückversicherung hat sich in den ersten neun Monaten des Berichtsjahres planmäßig entwickelt; nach der stürmischen Entwicklung der vergangenen Jahre befindet sie sich in einer Konsolidierungsphase. Die Bruttoprämie reduzierte sich erwartungsgemäß um 27,7 % auf 884,4 Mio. EUR (1,2 Mrd. EUR). Bei konstanten Währungskursen hätte der Rückgang 22,7 % betragen. Der Rückgang der verdienten Nettoprämie um 26,8 % auf 798,2 Mio. EUR (1,1 Mrd. EUR) verlief parallel zur Entwicklung der Bruttoprämie.
Das operative Ergebnis (EBIT) verbesserte sich um 16,4 % auf 105,2 Mio. EUR (90,3 Mio. EUR). Der Überschuss nach Steuern betrug zum 30.9.2004 EUR 63,8 Mio.; dies sind 11,7 % mehr als im Vorjahreszeitraum (57,1 Mio. EUR). Der Gewinn je Aktie betrug 0,52 EUR (0,54 EUR).
Die Ergebnisse des Programmgeschäfts sind von den hohen Schadenbelastungen aus den vier schweren Hurrikanen in Florida nachhaltig gekennzeichnet: Die Clarendon Insurance Group, New York, hatte eine Nettobelastung von rund 120 Mio. USD zu verkraften. Hinzu kamen Prämien für die Wiederinkraftsetzung der Rückversicherungsdeckungen. Anders als in der Schaden-Rückversicherung konnte der Effekt dieser Ereignisse hier nicht durch das sonstige Geschäft kompensiert, sondern nur abgeschwächt werden. So weist das Programmgeschäft sowohl im 3. Quartal als auch für den Neun-Monats-Zeitraum einen Verlust aus.
Die gebuchte Bruttoprämie reduzierte sich in den ersten neun Monaten des Berichtsjahres um 17,0 % auf 1,6 Mrd. EUR (1,9 Mrd. EUR). Da 90 % des Geschäfts aus den USA stammt, schlägt sich die Schwäche des US-Dollar hier besonders stark nieder: Bei konstanten Währungskursen hätte der Rückgang 9,3 % betragen. Die Selbstbehaltsquote verringerte sich leicht auf 44,1 % (46,4 %). Die verdiente Nettoprämie steht mit 797,5 Mio. EUR etwa auf Vorjahreshöhe (789,9 Mio. EUR). In Folge der enormen Schadenbelastung im 3. Quartal erhöhte sich die kombinierte Schaden-/Kostenquote für den Neun-Monats-Zeitraum auf 111,5 % (96,3 %). Entsprechend negativ fiel das operative Ergebnis (EBIT) aus: Nach 54,9 Mio. EUR im Vorjahreszeitraum beträgt es nun -71,4 Mio. EUR. Der Verlust nach Steuern beläuft sich auf -48,6 Mio. EUR, nach einem Gewinn von 40,0 Mio. EUR im Vorjahr. Damit reduziert das Progammgeschäft den Konzerngewinn um 0,40 EUR je Aktie (0,38 EUR).
Mit dem Kapitalanlageergebnis liegt die Hannover Rück nach neun Monaten voll im Plan. Abschreibungen auf Wertpapiere fielen mit 22,7 Mio. EUR (89,1 Mio. EUR) kaum mehr ins Gewicht. Aus dem Abgang von Kapitalanlagen wurden - insbesondere im 1. Quartal - insgesamt 123,6 Mio. EUR (149,0 Mio. EUR) an Gewinnen realisiert. Dem gegenüber standen realisierte Verluste von 29,2 Mio. EUR (72,5 Mio. EUR). Das auf 24,5 Mrd. EUR (22,5 Mrd. EUR) gestiegene Kapitalanlagevolumen konnte die sinkenden Zinsen nicht ganz kompensieren, so dass sich die ordentlichen Kapitalanlageerträge um 3,8 % auf 742,1 Mio. EUR reduzierten (771,8 Mio. EUR). Das Netto-Kapitalanlageergebnis stieg auf 783,1 Mio. EUR, ein Zuwachs von 9,3 % gegenüber dem Vorjahreswert von 716,8 Mio. EUR.
Ausblick
Obwohl die Hannover Rück im Oktober auf Grund der Belastung aus den schweren Wirbelstürmen ihre Gewinnprognose für das Gesamtjahr nach unten korrigieren musste, zeigt sich das Unternehmen mit der Geschäftsentwicklung sehr zufrieden. Das größte Geschäftsfeld, die Schaden-Rückversicherung, ist unverändert sehr profitabel. 'Trotz der Jahrhundertbelastung aus den Wirbelstürmen in den USA und Asien werden wir selbst in unserem weltweiten Katastrophengeschäft in diesem Jahr ein ausgeglichenes Ergebnis erreichen. Mit anderen Worten: Durch die Hurrikanereignisse ist uns lediglich der Gewinn aus diesem ansonsten sehr profitablen Geschäft entgangen', betonte Zeller. Die ausgezeichnete Qualität des Geschäfts in der Schaden-Rückversicherung sollte sich auch im 4. Quartal fortsetzen und positiv auf das Ergebnis wirken, vorausgesetzt die Großschadenbelastung bleibt im langjährigen Durchschnitt. Das Unternehmen geht von einer kombinierten Schaden-/ Kostenquote von 95 - 97 % aus; angesichts der Großschadenbelastung allein im 3. Quartal ist dies ein bemerkenswertes Ergebnis. Die Vertragserneuerungen 2004/2005 dürften auch im kommenden Jahr sehr auskömmliche Raten und Konditionen in fast allen Teilen der Schaden-Rückversicherung sicherstellen; dies war auch der Tenor bei den Treffen der internationalen Rückversicherer mit ihren Kunden in Monte Carlo, Baden-Baden und Washington. Der von vielen Marktteilnehmern noch vor den Hurrikanereignissen erwartete Preisabrieb im Katastrophen-Rückversicherungsgeschäft ist vermutlich gestoppt.
Die gebuchte Bruttoprämie zum 31.12.2004 wird nicht zuletzt durch den negativen Einfluss der Währungskurse deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen. Die verdiente Nettoprämie sollte sich währungsbereinigt auf Vorjahreshöhe bewegen. Trotz der außergewöhnlichen Großschadenbelastung im 3. Quartal ist in der Schaden-Rückversicherung mit einem deutlich gesteigerten Jahresüberschuss zu rechnen.
In der Personen-Rückversicherung dürfte die Bruttoprämie währungsbereinigt und auf Grund neuer, im 4. Quartal gezeichneter Verträge allenfalls noch leicht unter dem Niveau des Vorjahres bleiben. Für das Gesamtjahr 2004 ist beim operativen Ergebnis (EBIT) und dem Jahresüberschuss mit einem deutlich zweistelligen Zuwachs zu rechnen.
In der Finanz-Rückversicherung geht die Hannover Rück von einer gegenüber dem Vorjahr rückläufigen Entwicklung der Prämie, aber weiterhin einem sehr erfreulichen Ergebnis aus.
Das Programmgeschäft wird auf Grund der außerordentlich hohen Belastung aus den vier Hurrikanen in Florida auch für das Gesamtjahr ein negatives Ergebnis ausweisen. Gleichwohl sollte das 4. Quartal - einen normalen Großschadenanfall vorausgesetzt - wieder einen positiven Beitrag zum Konzernergebnis leisten.
Für das Gesamtjahr erwartet die Hannover Rück - eine normale Entwicklung der Kapitalmärkte unterstellt - ein Kapitalanlageergebnis über dem des Vorjahres. Die niedrigen Wertpapierzinsen dürften durch den weiterhin sehr positiven versicherungstechnischen Cashflow überkompensiert werden.
Insgesamt rechnet die Hannover Rück für 2004 mit einem Jahresüberschuss von ca. 300 Mio. EUR; vorausgesetzt es kommt im 4. Quartal zu keiner Großschadenbelastung über dem langjährigen Durchschnitt und keinen unvorhergesehenen negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten. 'Trotz der außerordentlich hohen Schadenbelastung im 3. Quartal ist dies immer noch ein sehr gutes Ergebnis. Wir werden damit unser ehrgeiziges Eigenkapital-Renditeziel von derzeit rund 12 % nach Steuern erreichen', unterstrich Zeller. Insgesamt ist das Umfeld für einen weltweit operierenden, gut diversifizierten Rückversicherer unverändert sehr günstig. Für das Geschäftsjahr 2005 rechnet die Hannover Rück daher - eine wieder normale Entwicklung des Großschadenverlaufs und einen starken Kapitalmarkt vorausgesetzt - unverändert mit einem Jahresüberschuss zwischen 430 und 470 Mio. EUR bzw. 3,60 bis 3,90 EUR je Aktie.
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