VITA 34 International AG: Im Company-Talk: Dr. med. Eberhard Lampeter, Vorstandsvorsitzender Die VITA 34 ist die führende Nabelschnurblutbank in Europa und wurde 1997 von Ärzten in Leipzig gegründet. In Deutschland haben sich bislang über 45.000 Eltern entschieden, das Nabelschnurblut ihres Kindes als „biologische Lebensversicherung“ bei VITA 34 aufzubewahren. Stammzellpräparate von VITA 34 wurden bereits mehrfach zur Behandlung erkrankter Kinder sowie im Rahmen der medizinischen Forschung zur Herzinfarkt- oder Schlaganfalltherapie eingesetzt. Stammzellen aus dem Nabelschnurblut sind die jüngsten Stammzellen, die man einem Menschen entnehmen darf. Man kann sie ein Leben lang aufbewahren. Neben den Blut bildenden Stammzellen, die man bereits im Rahmen von Tumor-Therapien einsetzt, enthält das Nabelschnurblut auch Stammzellen, die Knochen-, Knorpel-, Muskel-, Leber- oder Blutgefäßzellen bilden können. Zudem kann man nur mit eigenen Stammzellen sicherstellen, dass keine Abstoßungsreaktionen auftreten. mainvestor Company Talk sprach mit Dr. med. Eberhard Lampeter, Vorstandsvorsitzender der VITA 34. mainvestor: Herr Dr. Lampeter, was ist denn mit dem Kurs von VITA 34 los? Dr. Eberhard Lampeter: Das wüssten wir auch gern. Wir sind ja in kurzer Zeit von 18 Euro auf 13 Euro gefallen. Das schwache Marktumfeld führt dazu, dass Investoren vor allem jene Titel verkaufen, bei denen sie noch im Plus liegen, weil die Aktien zuvor sehr gut performed haben. Dazu gehört auch VITA 34. Immerhin hat unsere Aktie in den vergangenen 6 Monaten in der Spitze rund 80 Prozent gewonnen. Wir haben uns auch mit unseren Designated Sponsors in Verbindung gesetzt, aber die konnten uns lediglich sagen, dass es hier deutliche Verkäufe gibt, von wem die kommen, wissen wir schlicht nicht. mainvestor: Die Veröffentlichung Ihrer Zahlen zum 3. Quartal ist schon über einen Monat her, wie stellt sich die aktuelle Situation dar? Dr. Eberhard Lampeter: Wir können mit sehr großer Sicherheit sagen, dass wir unsere Prognosen für 2007 gut erfüllen werden. Wir haben unseren Ausblick ja mehrfach in diesem Jahr angehoben. Die Zahl der von VITA 34 neu eingelagerten Stammzellpräparate aus Nabelschnurblut wird 2007 rund 40 Prozent über dem Vorjahr liegen und unser Umsatz wird im noch laufenden Geschäftsjahr über 25 Prozent steigen. Dabei ist zusätzlich zu berücksichtigen, dass unsere nach dem Börsengang aufgesetzte Erweiterung der Marketingund Vertriebsstrategie erst ab kommendem Jahr ihre vertragssteigernde Wirkung zeigen wird. Umso höher schätze ich das aktuell bereits über unseren Erwartungen befindliche Wachstum ein. mainvestor: Sie haben drei Rekordquartale in Folge hingelegt, das kann ja wohl kaum ewig so weiter gehen, oder? Dr. Eberhard Lampeter: Nun, wir wollen das Wachstum von VITA 34 in den kommenden Jahren sogar noch beschleunigen. Wir können dabei natürlich nicht immer das beste Quartal der Firmengeschichte erzielen. Beispielsweise haben wir im 4. Quartal eines Jahres traditionell immer eine geringere Zahl von Einlagerungen, allein schon deshalb, weil wir weniger Arbeitstage in dieser Periode haben. Aber beim saisonal geglätteten Trend haben wir uns schon ambitionierte Ziele für die kommenden Jahre gesteckt, bei denen das Wörtchen ‚Rekord’ keine unwichtige Rolle spielt. Sonst wäre eine Umsatzverdopplung bis 2009, wie wir sie planen, auch kaum zu machen. mainvestor: Was ist die Strategie, um bis 2009 den Umsatz zu verdoppeln, wieder schwarze Zahlen zu schreiben und danach weiter deutlich zu wachsen? Dr. Eberhard Lampeter: Mit einem Satz – wir wollen den Anteil der Einlagerungen von Nabelschnurblut nach der Geburt insgesamt steigern, indem wir Eltern effektiv erreichen und noch besser informieren und begleiten. International zeigt sich, dass dies – gerade auch über Meinungsbildner – das Mittel der Wahl ist. Zum Vergleich, in Deutschland wird bei weniger als 2 Prozent der Geburten Nabelschnurblut eingelagert, in den USA bei mehr als 3 Prozent und in asiatischen Ländern bei bis zu 15 Prozent. Wir sprechen künftig demgemäß deutlich stärker Ärzte, Hebammen und Geburtshelfer an, um sie von der Sinnhaftigkeit der Nabelschnurbluteinlagerung zu überzeugen. Sie können dieses Wissen dann beratend gut an Eltern weitergeben. Als Marktführer werden wir von dieser Ausweitung des Marktes am allermeisten profitieren. mainvestor: Die große Frage ist doch für viele Eltern: Was nützt das Ganze und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass mein Kind seine eigenen Stammzellen aus Nabelschnurblut später brauchen wird? Dr. Eberhard Lampeter: Der Nutzen der eigenen Stammzellen – autologe Stammzellen ist der Fachbegriff dafür – ist allgemein anerkannt. Bei vielen Krankheiten werden sie heute schon eingesetzt und sind in ca. zwei Drittel der Transplantationen die Standardtherapie. Zu nennen sind hier verschiedene Krebsarten z.B. Lymphome also Lymphknotenkrebs. Andere Krankheiten bis hin zu Alzheimer werden von renommierten Wissenschaftlern als spätere Anwendungsgebiete für Stammzellen eingestuft. Ein unendlich großes Einsatzgebiet eröffnet sich zudem durch die regenerative Medizin. Mitwachsende Herzklappen seien hier nur als Beispiel genannt, die Liste lässt sich nahezu beliebig fortsetzen. Ein anderes Beispiel ist die Behandlung des jugendlichen Diabetes Typ 1. Hier gibt es erste sehr ermutigende Ergebnisse aus den USA. mainvestor: Aber das ist doch Zukunftsmusik. Geht der Optimismus hier nicht mit Ihnen durch? Dr. Eberhard Lampeter: Überhaupt nicht. Wie ich bereits sagte, werden Stammzellen heute schon tausendfach in der Krebstherapie eingesetzt. Internationale Schätzungen gehen davon aus, dass jeder siebte Mensch künftig im Laufe seines Lebens mit eigenen Stammzellen therapiert werden könnte. Diese Studien sind anerkannt. mainvestor: Fakt ist aber doch auch, dass es bisher nur eine Handvoll konkreter Anwendungen von eingelagerten Stammzellpräparaten aus Nabelschnurblut bei VITA 34 gab. Dr. Eberhard Lampeter: Das Argument ist nun wirklich nicht tragfähig. Stammzellpräparate werden vor allem ab dem Erwachsenenalter benötigt. Wir lagern in Deutschland erst seit 10 Jahren ein. Die Zahl der Nutzungen von Präparaten wird also in den kommenden Jahren ganz von selbst steigen. Die Fälle, die VITA 34 jetzt schon, ungewöhnlich früh, zeigen konnte, waren außerdem spektakulär. Da wurden schwere Krankheiten mit Hilfe von Stammzellen aus Nabelschnurblut geheilt. mainvestor: Es wurden nun Forschungsergebnisse bekannt, wonach Wissenschaftler aus Japan und den USA Hautzellen so umprogrammieren konnten, dass sie embryonalen Stammzellen vergleichbar sind. Beeinflusst das die Bedeutung von Nabelschnurblut als Stammzellquelle? Dr. Eberhard Lampeter: Wissenschaftlich ist das hoch spannend, auch wenn die entsprechenden Veröffentlichungen und die dahinter stehenden Versuche noch genau zu analysieren sind. Die große Medienresonanz ist aber nicht international, sondern nur in Deutschland. Ich sehe da einen Zusammenhang mit dem aktuellen politischen Streit um das Stammzellgesetz. In der Wissenschaft sind schon mehrere verschiedene Wege zur so genannten Reprogrammierung adulter Zellen, also eine künstliche Rückführung in den Zustand der embryonalen Stammzellen. Ob das Verfahren jemals praktisch einsetzbar ist, ist augenblicklich nicht klar, wenn ja, wird es Jahrzehnte dauern. Fest steht aber leider bereits, dass das Verfahren mit einem vielfach erhöhten Krebsrisiko bei den artifiziell reprogrammierten Zellen verbunden ist. Das hat sich schon in Tierversuchen gezeigt. Die Schädigung von Zellen durch Umwelteinflüsse ist ja ein weiteres bedeutendes Thema in der Stammzellforschung. Deshalb ist es so wichtig, dass wir die jüngsten, natürlichen und unbehandelten Zellen überhaupt als Basis von Therapien nehmen. Das sind nun mal Stammzellen aus Nabelschnurblut, wenn man – auch aus ethischen Gründen – nicht auf Stammzellen aus Embryonen zurückgreifen möchte. mainvestor: Die ja dem Spender dann auch nicht mehr zur Verfügung stehen – ein autologer Einsatz scheidet damit aus. Dr. Eberhard Lampeter: Leider ja. Das ist ja das Tragische, der Embryo wird durch die Gewinnung von embryonalen Stammzellen zerstört. Mit dieser Art der Stammzelltherapie haben wir aber überhaupt nichts zu tun. Aber lassen Sie mich noch ein Wort zu den angesprochenen Forschungen mit Hautzellen sagen. Ich hoffe sehr, dass die Stammzellforschung dadurch weitere Impulse bekommt. Die aktuelle Diskussion weist aber schon jetzt auf einen wichtigen Punkt hin, das ist die Bedeutung eigener Stammzellen als, wie es manche Zeitungen nennen, „eigenes Ersatzteillager“. Durch die Eigenvorsorge mit Nabelschnurblut bieten wir genau dies für die jetzt Geborenen an. mainvestor: Sie sprechen den Nutzen der Patienten an, es handelt sich bei ihrer Nabelschnurblutbank doch um eine private Vorsorge, die nicht der Allgemeinheit zur Verfügung steht? Dr. Eberhard Lampeter: In gewisser Weise stimmt das. Wobei es aber die häufigeren Anwendungen sind, bei denen nur körpereigene, autologe, Stammzellen eingesetzt werden können. Für die anderen ca. 10 Prozent der Fälle, so genannte allogene Stammzellen, also solche von einem fremden Spender, haben wir unser Geschäftsmodell jetzt erweitert. Ab 2008 können zum Nutzen solcher Patienten die zukünftig eingelagerten Stammzellen zusätzlich einem öffentlichen Spendenregister zur Verfügung gestellt werden, wenn die Eltern dies ausdrücklich wünschen. mainvestor: Ermöglicht VITA 34 somit die Kombination privater Vorsorge mit einer öffentlichen Stammzellspende? Dr. Eberhard Lampeter: Genau, die spezifischen Gewebemerkmale der bei VITA 34 eingelagerten Stammzellpräparate können auf Wunsch der Eltern an die gemeinnützige Datei des NKR - Initiative Leben spenden Deutschland, weitergegeben und dort gespeichert werden. mainvestor: Verlieren dadurch die Eltern die Rechte an den Stammzellen ihrer Kinder? Dr. Eberhard Lampeter: Die Stammzellen bleiben selbstverständlich weiterhin Eigentum der Eltern und stehen im Bedarfsfall und nur nach deren Zustimmung den Patienten weltweit zur Verfügung. Im Fall der genutzten Spende bekommen die Eltern die Kosten der Einlagerung rückerstattet. Es kann also individuell entschieden werden, ob die Stammzellen gespendet oder weiterhin dem eigenen Kind zur Verfügung stehen sollen. mainvestor: Warum geht VITA 34 diesen Schritt? Dr. Eberhard Lampeter: Zum einen, weil er hilft. Zum anderen ist er aber auch für unser Geschäftmodell sinnvoll, obwohl wir an dieser zusätzlichen Option nichts verdienen werden. Wir erhöhen aber durch die multioptionale Vorgehensweise die Akzeptanz der Nabelschnurbluteinlagerung besonders bei Ärzten. Das wird sich positiv auf die Einlagerungszahlen insgesamt auswirken. Außerdem wächst VITA 34 so schnell in eine ganz neue Dimension. Wir streben an, auf Sicht einiger Jahre auch die größte Fremdspenderbank in Deutschland für Stammzellen überhaupt zu werden. Das ist dann auch ökonomisch lukrativ. mainvestor: Eine Frage noch zum Abschluss: Im Bericht zum 3. Quartal hieß es, VITA 34 strebe noch für das 4. Quartal eine weitere Kooperation mit einer Krankenkasse an. Wie weit sind Sie da? Dr. Eberhard Lampeter: Es ist uns schon gelungen, die angekündigte weitere Kooperationsvereinbarung mit einer gesetzlichen Krankenkasse zu unterschreiben. Dies ist der mitgliedsstärkste Partner, den wir bisher unter den gesetzlichen Kassen gewinnen konnten. Mehr kann ich dazu jetzt noch nicht sagen. mainvestor: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Lampeter. |