- Operatives Ergebnis im Konzern minus 855 Mio Euro, in der Kernbank plus 851 Mio Euro
- Wertkorrektur in Höhe von 798 Mio Euro auf griechische Staatsanleihen
- Core-Tier-1-Quote zum 30. September 2011 bei 9,4 %, Equity-Tier-1-Quote 8,6 %
- Blessing: 'Von Januar bis September 2011 haben wir in der Kernbank fast 3 Mrd Euro verdient'
Die Commerzbank hat das dritte Quartal 2011 mit einem den Aktionären zurechenbaren Konzernergebnis von minus 687 Millionen Euro und einem Operativen Ergebnis von minus 855 Millionen Euro abgeschlossen. Die Kernbank mit den operativen Segmenten Privatkunden, Mittelstandsbank, Central & Eastern Europe sowie Corporates & Markets entwickelte sich mit einem Operativen Ergebnis von 851 Millionen Euro (drittes Quartal 2010: 205 Millionen Euro) trotz der anhaltenden Staatsschuldenkrise erfreulich. Im Segment Asset Based Finance wurde zum 30. September 2011 eine zusätzliche Wertkorrektur auf griechische Staatsanleihen in Höhe von 798 Millionen Euro vorgenommen. Mit Blick auf die anhaltenden Unsicherheiten über die Zahlungsfähigkeit Griechenlands und unter Berücksichtigung des EU-Gipfeltreffens vom 26. Oktober 2011 wurden die von der Bank gehaltenen Positionen so im Jahr 2011 um insgesamt 52 % ihres Nominalwertes abgeschrieben. Der beschleunigte Abbau von Nichtkernaktivitäten im Rahmen der konsequenten Risikoreduzierung belastete mit weiteren 197 Millionen Euro. Dazu kamen weitere Verluste aus marktbedingten Bewertungsveränderungen. Vor diesem Hintergrund war das Operative Ergebnis im Segment Asset Based Finance im dritten Quartal 2011 mit minus 1,5 Milliarden Euro deutlich negativ (drittes Quartal 2010: minus 403 Millionen Euro).
In den ersten neun Monaten des Jahres 2011 hat die Commerzbank im Konzern ein positives Operatives Ergebnis in Höhe von 344 Millionen Euro erzielt (in den ersten neun Monaten 2010: 1,1 Milliarden Euro). 'Von Januar bis September 2011 haben wir in der Kernbank fast drei Milliarden Euro verdient. Unserem ursprünglichen operativen Ergebnisziel von vier Milliarden Euro für den Gesamtkonzern fühlen wir uns verpflichtet, werden es jedoch aufgrund der Marktgegebenheiten noch nicht im nächsten Jahr erreichen können', sagte Martin Blessing, Vorsitzender des Vorstands der Commerzbank. Bereits bei Veröffentlichung der Zahlen für das erste Halbjahr 2011 hatte die Bank darauf hingewiesen, dass die im Jahr 2009 für 2012 genannten Ergebnisziele weiterhin unter dem Vorbehalt stabiler Märkte stünden. Für 2012 erwartet die Commerzbank in der Kernbank weiterhin ein gutes Ergebnis. In den Nichtkernbereichen hängt das Ergebnis 2012 in hohem Maße davon ab, wie sich die europäische Staatsschuldenkrise weiter entwickelt.
Wesentliche strategische Vorgaben der 'Roadmap 2012' hat die Commerzbank trotz der Verwerfungen an den Märkten bereits umgesetzt. 'Wir haben die Risiken erfolgreich reduziert und unsere Kosten unter Kontrolle. Die Aktiva in den Nichtkernbereichen haben wir schneller als geplant abgebaut. Auch in Zukunft werden wir uns auf unser kundenorientiertes Geschäftsmodell fokussieren, Risiken und nicht-strategische Bestände abbauen und die Synergien aus der Übernahme der Dresdner Bank wie geplant realisieren', sagte Martin Blessing. Die Commerzbank geht davon aus, dass die Risikovorsorge im Jahr 2012 weniger als 1,8 Milliarden Euro betragen wird. Die Kosten dürften im kommenden Jahr wie in der 'Roadmap 2012' vorgesehen bei 7,7 Milliarden Euro liegen.
Ergebnis aus Finanzanlagen von Wertkorrektur belastet
Die Risikogewichteten Aktiva sind im Vergleich zum Vorjahresquartel um 13 % auf 244 Milliarden Euro gesunken. Die Bilanzsumme war mit 738 Milliarden Euro im Vergleich zum dritten Quartal 2010 ebenfalls rückläufig (minus 13 %). Hier zeigt sich die positive Wirkung des fortgesetzten Risiko- und Portfolioabbaus. Die Core-Tier-1-Quote lag zum Ende des dritten Quartals 2011 bei 9,4 %, die Equity-Tier-1-Quote bei 8,6 %. Insbesondere aufgrund des niedrigen Zinsniveaus hat sich der Zinsüberschuss mit 1,6 Milliarden Euro gegenüber dem dritten Quartal 2010 leicht um 3 % reduziert. Mit Blick auf das schwierige Marktumfeld und die Zurückhaltung der Anleger bei Wertpapiertransaktionen ist der Provisionsüberschuss gegenüber dem Vorjahreszeitraum ebenso gesunken (minus 3 % auf 844 Millionen Euro) wie das Handelsergebnis (minus 16 % auf 353 Millionen Euro, einschließlich Ergebnis aus Sicherungszusammenhängen). Das Ergebnis aus Finanzanlagen wurde von der Wertkorrektur auf griechische Staatsanleihen belastet und lag bei minus 1,3 Milliarden Euro (drittes Quartal 2010: minus 24 Millionen Euro). In der Risikovorsorge, die mit 413 Millionen Euro im Vergleich zum dritten Quartal 2010 um etwa ein Drittel zurückging, zeigen sich die Auswirkungen der bisher weitgehend stabilen deutschen Konjunktur und die Erfolge des konsequenten Risikomanagements. Die Verwaltungsaufwendungen wurden im dritten Quartal 2011 weiter auf 2,0 Milliarden Euro reduziert (minus 7 % gegenüber dem dritten Quartal 2010).
Alle Kernbanksegmente positiv und auf gutem Weg
Das Operative Ergebnis des Segments Privatkunden erhöhte sich trotz der Zurückhaltung der Kunden bei Wertpapiergeschäften im Vergleich zum dritten Quartal 2010 um 47 Millionen Euro auf 71 Millionen Euro. Hier zeigt sich insbesondere die Risiko- und Kostendisziplin. Dazu kommen Einmalerträge aus dem Verkauf von Randaktivitäten. Die Mittelstandsbank profitierte von der weiterhin niedrigen Risikovorsorge und ihrer starken Marktposition, was auch zu einem Anstieg der Provisionserträge führte. Mit einem Operativen Ergebnis von 344 Millionen Euro schloss sie das Quartal erneut auf hohem Niveau ab. Im Vergleich zum wirtschaftlich sehr starken Vorjahresquartal hat sich das Operative Ergebnis jedoch um 20 % verringert. Central & Eastern Europe erzielte im dritten Quartal 2011 ein Operatives Ergebnis in Höhe von 92 Millionen Euro, nach minus 31 Millionen Euro im dritten Quartal 2010. Ausschlaggebend hierfür war insbesondere die deutlich rückläufige Risikovorsorge; dazu kamen weitere Restrukturierungserfolge bei der Bank Forum sowie das konsequente Kostenmanagement. Die Zahl der Kunden in der Region ist in den Monaten Juli bis September 2011 weiter auf 4,4 Millionen gestiegen. Die Entwicklung von Corporates & Markets wurde im saisonal schwächeren dritten Quartal 2011 maßgeblich von der schwierigen Marktlage beeinflusst. Der Einbruch der globalen Aktienmärkte, die Zurückhaltung der Investoren und Emittenten bei Kapitalmarktplatzierungen und Börsengängen sowie die Volatilität an den Zins- und Devisenmärkten führten zu einem Operativen Ergebnis von 35 Millionen Euro, nach 121 Millionen Euro im dritten Quartal 2010. Bei der Reduzierung der Kosten wurden weitere Fortschritte erzielt.
Portfolioabbau im Asset Based Finance konsequent fortgesetzt
Auch im dritten Quartal 2011 hat die Commerzbank den Abbau von Risiken und Beständen in den Nichtkernbereichen konsequent fortgesetzt. Insgesamt wurde im Segment Asset Based Finance das Exposure at Default im Bereich Public Finance seit Jahresbeginng um 16 Milliarden Euro auf 93 Milliarden Euro zurückgefahren. Ihr Engagement gegenüber öffentlichen Schuldnern in den GIIPS-Staaten hat die Bank im selben Zeitraum und unter Berücksichtigung der Wertberichtigung um mehr als 20 % auf 13,0 Milliarden Euro reduziert. Der Abbau von europäischen Staatspapieren soll in den kommenden Monaten weiter fortgesetzt werden. Insbesondere aufgrund der Belastungen aus der fortgesetzten Risikoreduzierung sowie der Wertkorrektur auf griechische Staatsanleihen hat sich das Operative Ergebnis des Segments im dritten Quartal 2011 weiter auf minus 1,5 Milliarden Euro reduziert (nach minus 403 Millionen Euro im dritten Quartal 2010). In der Entwicklung der Portfolio Restructuring Unit zeigen sich insbesondere die Auswirkungen der Unsicherheiten an den Finanzmärkten. Mit Blick auf marktbedingte Bewertungsverluste ging das Operative Ergebnis des Segments im dritten Quartal 2011 auf minus 212 Millionen Euro zurück (nach plus 314 Millionen Euro im dritten Quartal 2010).
Ausblick 2011
'Wir haben uns im dritten Quartal 2011 weiter erfolgreich auf die Aktivitäten der Kernbank fokussiert, und das Ergebnis zeigt, dass unser kundenorientiertes Geschäftsmodell auch in einem herausfordernden Umfeld trägt. Die Mittelstandsbank und Central & Eastern Europe haben ihre positive operative Entwicklung fortgesetzt. Auch das Privatkundengeschäft ist auf gutem Weg', sagte Eric Strutz, Finanzvorstand der Commerzbank: 'Für das laufende Jahr gehen wir davon aus, dass die Kernbank auch im vierten Quartal 2011 von ihrer kundenorientierten Aufstellung profitieren wird. Allerdings dürfte sich das wirtschaftliche Umfeld zunehmend eintrüben. An den Wertpapiermärkten war die Entwicklung im Oktober 2011 weiterhin von Unsicherheiten geprägt.'
Die Risikovorsorge dürfte 2011 weniger als 1,7 Milliarden Euro betragen. Bisher war die Bank von einer Risikovorsorge von unter 1,8 Milliarden Euro ausgegangen. Bereits per Ende Juni 2011 hatte die Commerzbank ihren Refinanzierungsbedarf für das Gesamtjahr gedeckt. Im dritten Quartal 2011 hat die Bank so bereits mit der Refinanzierung für das Jahr 2012 begonnen.
Wie bereits am 27. Oktober 2011 angekündigt, prüft die Commerzbank derzeit alle Optionen, um die zusätzlichen Kapitalanforderungen der European Banking Authority (EBA) sicher zu stellen. Der Vorstand der Bank hat vor diesem Hintergrund Sofortmaßnahmen beschlossen, die den Abbau von Risikoaktiva beschleunigen. Dazu gehören unter anderem:
- die temporäre Einstellung des Neugeschäftes in der Eurohypo
- die temporäre Einstellung des Kreditneugeschäftes ohne Konnektivität zu Deutschland beziehungsweise Polen
- der beschleunigte Abbau beziehungsweise Verkauf nicht-strategischer Assets wie zum Beispiel Spezial- und Projektfinanzierungen sowie
- die Überprüfung der Veräußerungsmöglichkeiten von Finanzbeteiligungen; hierzu gehören nicht die comdirect und die BRE Bank, die Bestandteil des Kerngeschäfts sind.
Mit den beschlossenen Sofortmaßnahmen kann die Bank die Risikogewichteten Aktiva um bis zu 30 Milliarden Euro abbauen. Einbehaltene Gewinne und ein forciertes Kostenmanagement bieten weitere Möglichkeiten, um die geforderte Kapitalquote zu erreichen. So werden beispielsweise auch alle externen Beratungsleistungen und eingekaufte Serviceleistungen auf den Prüfstand gestellt.
'Wir nehmen bereits seit 2009 konsequent Risiken aus dem Geschäft heraus. Jetzt beschleunigen wir die Risikoreduzierung noch einmal', sagte Eric Strutz. 'Das wird aber nicht zu Lasten der deutschen Wirtschaft gehen: Wir werden unseren Kunden und insbesondere dem Mittelstand wie bisher zur Seite stehen, und wir haben nicht vor, öffentliche Mittel in Anspruch zu nehmen.'