Highlights
- Konzernergebnis 325,3 Mio. Euro aufgrund solider operativer Performance und unbaren Einmaleffekten
- EVN Klimainitiative - neue Klimaschutzziele im Rahmen der Science Based Targets Initiative geben Reduktionspfad für CO2-Emissionen vor
- Beendigung Stromerzeugung aus Kohle durch Verkauf des 49 %-Anteils am
Steinkohlekraftwerk Walsum 10
- Anteil der erneuerbaren Stromerzeugung: 57,1 %
- Investitionsfokus weiterhin auf erneuerbare Erzeugung, Netzinfrastruktur und Trinkwasserversorgung in Niederösterreich
- Dividendenvorschlag: 0,52 Euro je Aktie
Kennzahlen
- Umsatz: +13,6 % auf 2.394,9 Mio. Euro
- EBITDA: +41,7 % auf 836,5 Mio. Euro
- EBIT: +41,5 % auf 386,4 Mio. Euro
- Konzernergebnis: +62,9 % auf 325,3 Mio. Euro
- Nettoverschuldung: 813,8 Mio. Euro (30. September 2020: 1.037,7 Mio. Euro)
Energiewirtschaftliches Umfeld
Das Geschäftsjahr 2020/21 war in allen drei Kernmärkten der EVN von deutlich niedrigeren Temperaturen geprägt als das Vorjahr. Der durchschnittliche EEX-Börsepreis für Erdgas verdreifachte sich nahezu aufgrund von generell höherer Nachfrage nach Erdgas, niedrigen Gasspeicherständen in Europa sowie konjunkturellen Aufholeffekten nach den Covid-19-bedingten Nachfragerückgängen im Vorjahr. Die Spotmarktpreise für Strom lagen wegen des markanten Anstiegs der Primärenergiepreise, aber auch aufgrund des ungünstigen Winddargebots durchschnittlich auf fast doppelt so hohem Niveau wie im Vergleichszeitraum. Auf dem Terminmarkt lagen die Strompreise zum Bilanzstichtag um das Dreieinhalbfache über dem Vergleichswert des Vorjahres. Auch der Marktpreis für CO2-Emissionszertifikate lag um fast 70 % über dem Vorjahreswert.
Auswirkungen der Coronakrise
Dank des integrierten Geschäftsmodells und der breiten Kundendiversifikation hat die Coronakrise das operative Ergebnis der EVN im Geschäftsjahr 2020/21 nur punktuell beeinträchtigt. Covid-19-bedingte Lockdowns, Reisebeschränkungen und Beeinträchtigungen internationaler Lieferketten erschwerten das internationale Umweltprojektgeschäft und führten teilweise zu Projektverzögerungen.
Konzernergebnis über Vorjahresniveau
Die Umsatzerlöse der EVN beliefen sich im Geschäftsjahr 2020/21 auf 2.394,9 Mio. Euro und verzeichneten damit gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg um 13,6 %. Zurückzuführen war dies vor allem auf das internationale Projektgeschäft und hier auf das im Sommer 2020 gestartete Abwasserprojekt in Kuwait. Zuwächse ergaben sich zudem im Energievertrieb in Südosteuropa sowie im Netzbetrieb: Neben der kühleren Witterung in allen drei Kernmärkten wirkten sich hier die per 1. Jänner 2021 von der E-Control in Österreich festgelegten höheren Netznutzungsentgelte aus. Höhere Umsatzerlöse waren zudem dank der gestiegenen Stromerzeugung sowie höherer Strompreise zu verzeichnen. Gegenläufig dazu wirkten geringere Bewertungseffekte aus Absicherungsgeschäften für die Stromerzeugung.
Der bei den sonstigen betrieblichen Erträgen verzeichnete Anstieg auf 250,1 Mio. Euro (Vorjahr: 64,4 Mio. Euro) ist großteils auf Effekte im Zusammenhang mit dem Kraftwerk Walsum 10 zurückzuführen. Die EVN hat im ersten Quartal 2020/21 zunächst zusätzliche Strombezugsrechte übernommen und anschließend zum 30. September 2021 die 49 %-Beteiligung an dem Kraftwerk veräußert sowie den Strombezug daraus beendet.
Der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger nahm um 19,9 % auf 1.064,7 Mio. Euro zu. Wesentliche Faktoren für diese Entwicklung waren gestiegene Energiebeschaffungskosten in Südosteuropa und bei der EVN Wärme, der durch die höhere thermische Erzeugung gestiegene Primärenergieeinsatz sowie gestiegene Großhandelspreise. Aufwandsmindernd wirkten hingegen Effekte aus der Bewertung von Absicherungsgeschäften. Getrieben durch die Entwicklungen im internationalen Projektgeschäft stiegen die Fremdleistungen und der sonstige Materialaufwand um 60,7 % auf 509,2 Mio. Euro an. Mit 361,3 Mio. Euro lag der Personalaufwand im Berichtszeitraum um 3,4 % über dem Vorjahresniveau. Neben kollektivvertraglichen Anpassungen beruhte dies u. a. auf der Aufnahme zusätzlicher Mitarbeiter für das Abwasserprojekt in Kuwait.
Der Ergebnisanteil der at Equity einbezogenen Unternehmen mit operativem Charakter verbesserte sich auf 239,6 Mio. Euro (Vorjahr: 94,1 Mio. Euro), wesentlich getrieben von einer operativen Ergebnisverbesserung sowie Bewertungseffekten aus Absicherungsgeschäften bei der EVN KG. Zudem standen bei der Verbund Innkraftwerke GmbH und beim Wasserkraftwerk Ashta den im Vorjahr erforderlichen Wertminderungen (20,7 Mio. Euro bzw. 4,9 Mio. Euro) heuer Wertaufholungen von 25,3 Mio. Euro bzw. 23,8 Mio. Euro entgegen.
Auf Basis dieser Entwicklungen lag das EBITDA der EVN im Berichtszeitraum mit 836,5 Mio. Euro um 41,7 % über dem Vorjahreswert. Die planmäßigen Abschreibungen stiegen investitionsbedingt sowie durch die Abschreibung von aktivierten Projektvorlaufkosten um 13,8 % auf 337,7 Mio. Euro an. Im Zusammenhang mit der Übernahme eines zusätzlichen Strombezugsrechts waren zudem bereits im ersten Quartal 2020/21 Wertminderungen auf ein thermisches Kraftwerk im Ausmaß von 113,1 Mio. Euro erforderlich geworden. Auf Basis all dieser Entwicklungen errechnete sich für den Berichtszeitraum ein EBIT von 386,4 Mio. Euro (Vorjahr: 273,1 Mio. Euro).
Das Finanzergebnis der EVN ging im Berichtszeitraum - trotz der besseren Performance des R138-Fonds und der mit 0,75 Euro je Aktie (Vorjahr: 0,69 Euro) höheren Dividende der Verbund AG für das Geschäftsjahr 2020 - auf
-20,0 Mio. Euro zurück (Vorjahr: -15,8 Mio. Euro). Zurückzuführen war dies auf ein Zinssicherungsgeschäft, das für die Gesamtlaufzeit der Kreditfinanzierung für das Kraftwerk Walsum 10 abgeschlossen worden war, angesichts der Veräußerung der Beteiligung an diesem Kraftwerk per 30. September 2021 jedoch vorzeitig aufgelöst wurde.
Per Saldo belief sich das Konzernergebnis auf 325,3 Mio. Euro. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Anstieg um 62,9 %.
Solide Bilanzstruktur
Die EVN verfügt über eine solide und stabile Kapitalstruktur, die eine gute Grundlage für die Umsetzung ihrer Investitionsschwerpunkte in Niederösterreich in den nächsten Jahren bildet. Die Nettoverschuldung lag am 30. September 2021 bei 813,8 Mio. Euro.
Energie. Wasser. Leben. - Entwicklungen im Energie- und Umweltgeschäft
Energiegeschäft
Im Geschäftsjahr 2020/21 verzeichnete die Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie einen Anstieg um 1,5 % auf 2.283 GWh. Ein gegenüber dem Vorjahr verbessertes Wasserdargebot kompensierte dabei ein geringeres Windaufkommen, durch das die Windkraftproduktion trotz der zusätzlichen Kapazitäten in diesem Bereich unter dem Vorjahreswert blieb. Per 30. September 2021 verfügte die EVN über eine installierte Windkraftkapazität von 394 MW (Vorjahr: 367 MW). Dieser Anstieg resultierte aus der Inbetriebnahme des Windparks Kettlasbrunn II (8,4 MW) im Dezember 2020 und dem Erwerb eines bestehenden Windparks (18,5 MW) in Niederösterreich per 30. Juni 2021.
Im Rahmen der Strategie 2030 verfolgt die EVN das Ziel, ihre konzernweite Windkraftkapazität bis 2030 bei entsprechenden energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf 750 MW zu steigern. Dazu sollen Projekte in Niederösterreich und Bulgarien realisiert werden. Zudem soll in diesen Zeitraum auch ein konzernweites Potenzial an Photovoltaik-Projekten in Niederösterreich, Bulgarien und Nordmazedonien mit einer installierten Leistung von insgesamt 300 MW realisiert werden.
Die thermische Stromerzeugung erhöhte sich im Geschäftsjahr 2020/21 um 11,7 % auf 1.715 GWh, da das Kraftwerk Walsum 10 - verglichen mit dem Vorjahr - häufiger zum Einsatz kam. Bei den thermischen Erzeugungskapazitäten erfolgte ein weiterer Schritt zur künftigen Reduktion der CO2-Emissionen: Per 30. September 2021 hat die EVN ihre 49 %-Beteiligung am Steinkohlekraftwerk Walsum 10 an ihren Joint-Venture-Partner STEAG veräußert; gleichzeitig wurde auch der Strombezug aus dem Kraftwerk beendet. Damit fixierte die EVN ihren endgültigen Ausstieg aus der Stromerzeugung aus Steinkohle. Das Gaskraftwerk Theiß ist weiterhin betriebsbereit, um für den österreichischen Übertragungsnetzbetreiber als vertraglich zugesicherte Reservekapazität zur Verfügung zu stehen; es kam daher im abgelaufenen Geschäftsjahr ausschließlich zur Netzstabilisierung zum Einsatz. Für das Geschäftsjahr 2021/22 wurde eine Reservekapazität von 470 MW vertraglich zugesichert.
Umwelt- und Wassergeschäft
Im Bereich der Trinkwasserversorgung liegt der Investitionsschwerpunkt weiterhin auf dem Ausbau überregionaler Versorgungsleitungen, so z. B. die Errichtung einer neuen, 60 km langen Transportleitung von Krems nach Zwettl zur langfristigen Absicherung der Wasserversorgung im Wald- und Weinviertel. Neben weiteren Leitungsprojekten investiert die EVN auch in die Errichtung ihrer bereits fünften Naturfilteranlage, die im Jänner 2022 in Petronell in Betrieb gehen und zehn Gemeinden der Region östlich des Flughafens Wien-Schwechat mit auf natürliche Weise enthärtetem Trinkwasser versorgen wird.
Im internationalen Projektgeschäft arbeitete die WTE Wassertechnik zum Stichtag 30. September 2021 an der Planung und Errichtung von insgesamt 14 Projekten in Deutschland, Polen, Litauen, Rumänien, Bahrain und Kuwait. Darin inkludiert sind auch vier Projekte für thermischen Klärschlammverwertungsanlagen in Deutschland.
Ausblick für das Geschäftsjahr 2021/22
Die EVN erwartet für das Geschäftsjahr 2021/22 ein Konzernergebnis in einer Bandbreite von etwa 200 bis 240 Mio. Euro. Stärkere oder länger anhaltende Verwerfungen auf den Energiemärkten könnten das erwartete Ergebnis jedoch negativ beeinflussen. Die Investitionen werden auf rund 500 Mio. Euro ausgeweitet und betreffen vor allem die regulierten und stabilen Geschäftsfelder in den Bereichen Netzinfrastruktur, erneuerbare Erzeugung und Trinkwasserversorgung. Damit sollen die solide Geschäftsbasis der EVN gesichert und weiteres Wachstum ermöglicht werden.
Den Ganzheitsbericht über das Geschäftsjahr 2020/21 finden Sie unter www.investor.evn.at.
16.12.2021 Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht, übermittelt durch EQS Group AG. www.eqs.com