Mit Doppelstrategie die Krise überwinden Das gewohnte alljährliche Rekordergebnis konnte BLG-Chef Detthold Aden auf der Bilanzpressekonferenz der BLG LOGISTICS GROUP am 4. Mai in Bremen für das Geschäftsjahr 2009 nicht verkünden. Die globale Krise hat die Seehäfen besonders getroffen und dies findet auch in den Ergebnissen der BLG deutlichen Niederschlag. Die Umsatzerlöse gingen um 15 Prozent auf 818,5 Millionen Euro zurück und das Vorsteuerergebnis schrumpfte um 80 Prozent auf 16,5 Millionen Euro. Vorstand und Aufsichtsrat werden der Hauptversammlung am 3. Juni vorschlagen, den Bilanzgewinn 2009 der Aktiengesellschaft in Höhe von 960.000 Euro zur Ausschüttung einer Dividende von 25 Cent pro Aktie zu verwenden. 2009 und 2010 alle Stammarbeitsplätze gesichert Das Jahr 2009 überhaupt mit schwarzen Zahlen zu schließen, war Aden zufolge „ein Kraftakt, der allein mit Sparmaßnahmen und hartem Kostenmanagement nicht zu schaffen war. Dies hat auch auf der Personalseite Zugeständnisse gefordert.“ Damit konnte die BLG aber alle Stammarbeitsplätze sichern. Allerdings musste der GHBV als Personaldienstleister in den Seehäfen Personal abbauen. Die BLG-Unternehmensgruppe mit ihren Beteiligungen bietet weltweit zurzeit etwa 14.500 Arbeitsplätze. Bedingt durch die Krise sind das 1.300 weniger als 2008. Von dieser Reduzierung betroffen war in erster Linie der GHBV. Teilweise wird in den Unternehmen der BLG aber auch die Kurzarbeit genutzt. Positive Effekte für das Ergebnis 2009 ergaben sich auch aus der neuen Doppelstrategie. Dabei geht es um Einsparpotenziale und marktorientierte Entwicklungschancen. Aden: „Wir sparen wo es wirtschaftlich sinnvoll ist. So haben wir auch unsere Investitionen dem in der Krise geringeren Bedarf angepasst. Auf der anderen Seite haben wir eine Marktoffensive gestartet und investieren gleichzeitig in zukunftsfähige Märkte. Dabei ist Osteuropa gegenwärtig ein Schwerpunkt, vor allem die Automobillogistik.“ Neue Chancen bei Offshore-Energie und Handelslogistik Bei der Marktoffensive geht es um die Sicherung vorhandener Geschäfte und die Akquisition neuer Geschäfte. Hinzu kommen neue Geschäftsfelder. Als Beispiel nannte Aden die boomende Offshore-Windenergie. Die Branche müsse von ihren Manufakturstrukturen zur industriellen Serienfertigung kommen, um die zurzeit noch zu hohen Kosten zu senken. Kostengünstige Prozesse seien nur mit intelligenter Logistik darzustellen. Aden: „Wir sind der erste Logistiker, der diese Leistungen in der erforderlichen Komplexität bieten kann.“ Auch im Geschäftsfeld Handelslogistik, in dem die BLG die Krise aufgrund der stabilen Binnennachfrage nicht spürte, sieht das Unternehmen Wachstumschancen. Dabei sollen neue Kunden gewonnen werden. Mit den Bestandskunden werden Verhandlungen über die Ausweitung der Dienstleistungen geführt. Damit soll sich das Geschäftsvolumen mittelfristig verdoppeln. Die Handelslogistik ist Teil des Geschäftsbereichs „Contract“, mit dem die BLG 2009 einen Umsatz von 231 Millionen Euro erwirtschaftete, 45 Millionen weniger als 2008. Dabei ging das Vorsteuerergebnis von 8,8 Millionen auf zwei Millionen Euro zurück Automobillogistik – Investitionen in Osteuropa Im Geschäftsbereich „Automobile“ wurden 2009 insgesamt 4,7 Millionen Fahrzeugen im Terminal-, Transport- und Techniknetzwerk bearbeitet, eine Million weniger als im Vorjahr. Die Position als führender Automobillogistiker Europas war nicht gefährdet, weil auch die Wettbewerber unter der Krise leiden. Hart betroffen waren die Seeterminals in Bremerhaven und Gioia Tauro, wo das Umschlagsvolumen um mehr als 40 Prozent zurückging. Gut gestartet ist dagegen die BLG AutoRail. 2009 transportierte die BLG rund 100.000 Fahrzeuge auf der Schiene und rechnet in diesem Jahr mit einer Verdoppelung. Neue Chancen für die Automobillogistik sieht die BLG vor allem in Osteuropa. Präsent ist sie bereits in Russland, Polen, in der Ukraine, in Tschechien, in der Slowakei und in Slowenien. Weitere Engagements sollen folgen. Der Geschäftsbereich „Automobile“ erwirtschaftete 2009 einen Gesamtumsatz von 298 Millionen Euro, 37 Millionen weniger als 2008. Dabei schrumpfte das Vorsteuerergebnis von 22,7 Millionen auf 4,2 Millionen Euro. EUROGATE weiterhin Marktführer in Europa Der Geschäftsbereich „Container“ wird vom Gemeinschaftsunternehmen EUROGATE geführt. An den zehn Containerterminals wurden 2009 insgesamt 12,5 Millionen TEU umgeschlagen. Das waren 12,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Da die Wettbewerber ebenfalls von der Krise gezeichnet waren, konnte EUROGATE seine Position als führender Terminalbetreiber Europas behaupten. Die Umsatzerlöse gingen um 17,3 Prozent auf 591 Millionen Euro zurück. Das Vorsteuerergebnis sank um 80,4 Millionen auf 48 Millionen Euro. Wiederum angemahnt wurde die Anpassung der Fahrrinnen in Elbe und Weser an den Bedarf der großen Containerschiffe, um die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Westhäfen nicht zu verlieren. Der russische Containerterminal in Ust Luga, an dem EUROGATE mit 20 Prozent beteiligt ist, wird aufgrund der Krise statt im vergangenen Jahr erst in der ersten Jahreshälfte 2011 in Betrieb genommen. Anders ist die Situation in Wilhelmshaven. Dort wollen die JadeWeserPort Realisierungsgesellschaft mit den Gesellschaftern Niedersachsen und Bremen, das Terminal im November 2011 fertig stellen. EUROGATE und die Partner in der Betreibergesellschaft, APM Terminals und die National Container Company, stehen klar zu Wilhelmshaven, streben aber eine spätere Inbetriebnahme an. Umschlagswachstum im ersten Quartal 2010 Das erste Quartal 2010 zeigt sich bezogen auf die Umschlagszahlen deutlich freundlicher als 2009. Der Autoexport in Bremerhaven boomt geradezu. Andererseits lagen die Importe noch einmal unter dem Niveau des Vorjahres. Das Missverhältnis zwischen Exporten und Importen ist für die Autodrehscheibe Bremerhaven negativ. Zudem gibt es an den Exportfahrzeugen kaum technische Dienstleistungen und damit keine zusätzliche Wertschöpfung. Der Containerumschlag lag im ersten Quartal zweistellig über dem entsprechenden Vorjahresvergleichszeitraum. Aden: „Es gibt aber keine Gewissheit, ob das schon eine anhaltende Erholung ist. Die Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren ein leichtes Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent in diesem Jahr. Bei diesem Wachstum würden wir mehrere Jahre brauchen, um das Niveau von 2008 wieder zu erreichen. Wir gehen aber davon aus, dass unser Vorsteuerergebnis 2010 zumindest leicht über dem von 2009 liegt. Eine nachhaltige Erholung erwarten wir erst ab 2011.“ |