BLG: Mit Strukturanpassungen auf Wachstumskurs „Die Krise ist vorbei, aber nach Krise ist nicht vor der Krise. Es gibt strukturelle Veränderungen. Darauf stellen wir uns ein“, so BLG-Chef Detthold Aden auf der Bilanzpressekonferenz am 3. Mai in Bremen. Die strukturellen Veränderungen betreffen den Rückgang des konventionellen Umschlags, aber vor allem die schwachen Fahrzeugimporte an den Seehafenterminals. Insgesamt stand 2010 im Zeichen einer positiven Entwicklung. Davon konnten alle Geschäftsbereiche profitieren. Entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis hatten wachsende Volumina bei gleichzeitigen Kostensenkungen, unterstützt vom steigenden Welthandel.Das Vorsteuerergebnis hat sich gegenüber 2009 auf 34,1 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Die Umsätze beliefen sich auf knapp 900 Millionen Euro (+ 9,6%). Automobillogistik deutlich über Vorjahresniveau Im Geschäftsbereich AUTOMOBILE wurden 2010 gut 5,4 Millionen (Vorjahr 4,6) Fahrzeuge umgeschlagen, technisch bearbeitet und transportiert. Im Geschäftsbereich CONTRACT profitierte das Geschäftsfeld Handelslogistik von der anhaltend starken Binnennachfrage. Die Handelslogistik wuchs mit den starken Marken der großen Bestandskunden und durch neue Geschäfte. Zudem wurde mit der Logistik für Offshore-Windanlagen ein neues Geschäftsfeld entwickelt, von dem sich die BLG neue Impulse verspricht. Im Geschäftsbereich CONTAINER konnte das Gemeinschaftsunternehmen EUROGATE im Terminalnetzwerk um 5,2 Prozent auf 12,6 Millionen TEU zulegen. Auch 2011 erwartet Aden bei Umsatz und Ergebnis weiteres Wachstum. Geplant sei ein EBT von mehr als 40 Millionen Euro. Im Geschäftsbereich AUTOMOBILE hat die BLG mit ihrem Netzwerk die führende Position in Europa 2010 weiter gefestigt. Für Bremerhaven ist nach Einschätzung von BLG-Vorstand Manfred Kuhr die neue Kaiserschleuse von großer Bedeutung. „Sie wird nicht nur den größten Autoschiffen in Gegenwart und Zukunft gerecht. Sie ist auch für die Montageschiffe der Offshore-Anlagen geeignet.“ Anfang 2011 wurden von der Erbengemeinschaft E.H. Harms die restlichen sechs Prozent der Anteile übernommen. Damit gehört das Unternehmen nun vollständig zur BLG. Exportstärke und Importschwäche Die Pkw-Fertigung der deutschen Hersteller stieg 2010 um 12 Prozent auf 5,5 Millionen Fahrzeuge. Bei einer schwachen Inlandsnachfrage sind die Exporte Richtung Asien und USA erheblich gewachsen. In Deutschland ist dagegen mit Auslaufen der Abwrackprämie die Nachfrage nach Importfahrzeugen eingebrochen. Das hat 2010 zu einer erheblichen Verschiebung von Import und Export bewirkt. Durch die schwache Inlandsnachfrage und die geringen Importzahlen gibt es Probleme auf den Terminals, in den Technikzentren und bei den Transporten auf der Straße. Deshalb werden vorübergehend Terminalflächen in Bremerhaven für die Offshore-Windenergie genutzt. Der Geschäftsbereich AUTOMOBILE betreibt neben den Seehafenterminals in Bremerhaven, Gioia Tauro, Cuxhaven, Hamburg, Danzig und St. Petersburg auch mehrere Inlandterminals am Rhein und an der Donau. Die Inlandterminals sind von der deutschen Automobilkonjunktur geprägt. 2009 wurden 3,8 Millionen Fahrzeuge neu zugelassen und 2010 nur noch 2,9 Millionen, eine Folge der Abwrackprämie. Die Wachstumsmärkte der Zukunft liegen in Osteuropa. Deshalb verfolgt die BLG eine „Osteuropastrategie“. Sie ist bereits in Russland und Polen, in der Ukraine, in Slowenien, Tschechien und in der Slowakei präsent. Um Bahntransporte zwischen Ost und West zu realisieren, ist ein Eisenbahnterminal an der weißrussischen Grenze geplant. Zudem werden im brandenburgischen Falkenberg 10 Millionen Euro in ein Eisenbahnterminal investiert. Kuhr: „In Falkenberg wollen wir Autozüge zusammenstellen, Inspektionen und Reparaturen vornehmen, nicht nur für unsere eigenen Waggons, sondern auch für andere Unternehmen.“ Langfristig kann sich die BLG auch die Einbindung der Transsibirischen Eisenbahn in das Transportnetzwerk vorstellen. Zudem setzt die BLG beim umweltfreundlichen Autotransport auf die Binnenschifffahrt. Insgesamt sind sieben Binnenschiffe auf Rhein und Donau im Einsatz. Dabei dienen die Inlandterminals als Stützpunkte. Der Transport aus Südosteuropa läuft teilweise über die Donau. Über das Autoterminal in Kelheim werden die Händler in Westeuropa versorgt. Seit 2008 investiert die BLG in eigene, umweltfreundliche Bahnwaggons. Bis Ende 2013 ist die Beschaffung von 1.300 Einheiten vorgesehen. Das entspricht 75 Ganzzügen. 2010 transportierte die BLG AutoRail 220.000 Fahrzeuge. In diesem Jahr könnten es bereits 320.000 werden. Insgesamt hat sich das Fahrzeugvolumen der BLG 2010 auf 5,4 Millionen (2009: 4,6) erhöht. Hauptgrund für das Wachstum war der Export-Boom in den Seehäfen. Den wesentlichen Beitrag dazu leisteten die Seehafenterminals in Bremerhaven und Cuxhaven sowie die BLG AutoRail. Tchibo-Geschäft verdoppelt sich ab 2014 Über den Geschäftsbereich CONTRACT berichtete der neue BLG-Vorstand Dr. Bernd Lieberoth-Leden, seit Jahresbeginn im Amt. Seine erste Botschaft: „2014 übernehmen wir auch die Logistik für das Onlinegeschäft von Tchibo. Tchibo gehört zu den größten Online-Handelsunternehmen in Deutschland. Damit ist etwa eine Verdoppelung des Geschäfts im Bremer Hochregallager verbunden. Dadurch gibt es 200 neue Arbeitsplätze. Wir investieren 40 Millionen Euro in den Ausbau. Mit den neuen Verträgen bindet sich Tchibo bis 2018 an den Standort Bremen.“ Der Markt der Kontraktlogistik ist heterogen mit unterschiedlichen Wachstumsperspektiven. Das Geschäftsfeld Handelslogistik hat sich positiv entwickelt. Das Geschäftsfeld Autoteilelogistik gilt als Königsdisziplin mit ausgeprägtem Know-how. Die BLG hat allein in diesem Geschäftsfeld weltweit über 2.000 Arbeitsplätze. Zwei Neugeschäfte konnten gewonnen werden. 2010 kam der Zuschlag für den Autoteileversand von Volkswagen am Standort Bremen. Dort erfolgt die Belieferung der weltweiten Volkswagen-Produktionen mit 3.000 unterschiedlichen Fahrzeugteilen. Damit sind 160 neue Arbeitsplätze verbunden. Ein Geschäft gleicher Größenordnung hat Volkswagen der BLG jüngst in Brasilien übertragen. Auch dabei geht es um den weltweiten Export von Fahrzeugteilen. Schwieriger bleibt das Geschäftsfeld Seehafenlogistik. Durch den Rückgang beim konventionellen Stückgut herrscht Verdrängungswettbewerb. Ein neues Geschäftsfeld ist die Logistik für die Offshore-Windenergie. In den kommenden Jahren steht ein anhaltender Bau-Boom bevor. Dafür hat die BLG die entsprechenden Leistungen entwickelt und ist mit ihren Terminals am seeschiffstiefen Wasser gut aufgestellt. EUROGATE ab 2012 auch in Wilhelmshaven und im russischen Ust Luga Der Geschäftsbereich CONTAINER wird durch das Gemeinschaftsunternehmen EUROGATE entwickelt. Das Joint Venture betreibt neun Containerterminals in Deutschland, Südeuropa und Nordafrika sowie Engagements an mehreren Binnenterminals und Eisenbahnunternehmen. Darüber hinaus wird EUROGATE 2012 Betreiber in Wilhelmshaven und Partner im russischen Ust-Luga. BLG-Vorstand Emanuel Schiffer: „Der Containerverkehr ist ein dauerhafter Zukunftsmarkt. Bis 2025 soll sich der Umschlag auf den Terminals vervierfachen. Die stärksten Impulse kommen aus dem Fahrtgebiet Europa – Asien, insbesondere aus China. Aber auch Osteuropa ist wieder auf Wachstumskurs und der Nachholbedarf dort ist groß. Davon profitieren unsere Terminals.“ Die Terminals haben 2010 insgesamt 12,6 Millionen TEU umgeschlagen. Das sind 5,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei stieg der Containerumschlag in Deutschland um 4,7 Prozent. Die italienischen Terminals verzeichneten ein Plus von 0,8 Prozent. Die Inbetriebnahme des ersten Bauabschnitts am Containerterminal Ust Luga soll im ersten Quartal 2012 erfolgen. Betriebsbeginn des EUROGATE Container Terminals Wilhelmshaven ist im August 2012. Wilhelmshaven bietet auch den größten Containerschiffen optimale nautische Bedingungen. Bis 2014 kommen allein 175 neue Carrier mit Stellkapazitäten zwischen 10.000 und 18.000 TEU in Fahrt. In Bremerhaven verstärkt sich gegenwärtig das Offshore-Geschäft. EUROGATE nutzt zeitlich begrenzt vorhandene Terminalflächen für Lagerung und Umschlag von Offshore-Bauelementen. Schwerpunkt bleibt der Containerumschlag. Die geplante Offshore-Plattform in Bremerhaven soll 2014 betriebsbereit sein. 15.000 Arbeitsplätze bei der BLG und ihren Beteiligungen Die BLG stellt weltweit rund 15.000 Arbeitsplätze. Die im Geschäftsbericht ausgewiesene Mitarbeiterzahl von 6.000 entspricht dem bilanziellen Konsolidierungskreis.Für den verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt steht der Begriff Green Logistics. Aden dazu: „Kluge Logistiker handeln nach grünen Zielen. Wir arbeiten laufend daran, das Bewusstsein für das Zusammenspiel von Ökonomie und Ökologie zu stärken. Wir sind in allen Geschäftsfeldern am Ball, um den Erfordernissen der Green Logistics gerecht zu werden.“ Die BLG LOGISTICS GROUP ist mit ihren Töchtern und Beteiligungen ein seehafenorientierter, international engagierter Logistikdienstleister. Ein vergleichbares Netzwerk mit Terminals an der See und im Binnenland sowie vielen weiteren Standorten für spezialisierte Logistikleistungen bietet kein anderer Logistiker in Europa. Mit den Geschäftsbereichen Automobil- und Containerlogistik ist die BLG Marktführer in Europa. Im Geschäftsbereich Kontraktlogistik gehört sie zu den führenden deutschen Anbietern. Auf strukturelle Veränderungen der Weltwirtschaft reagiert die BLG mit einer langfristig angelegten Wachstumsstrategie. Aden: „Dass dieser Weg erfolgreich ist, hat sich 2010 bewiesen. Wir erbringen Logistikleistungen für renommierte Marken wie BMW, Mercedes, VW, MAN, Bosch, Konica Minolta, Siemens, Ikea, Tchibo, adidas / Reebok, Griesson – de Beukelaer. Diese Marken stehen für Werte, Qualität und Zuverlässigkeit. Wir helfen mit unseren logistischen Prozessen, die Markenidentität zu stärken.“ |