Hannover Rück SE
 

Press release News vom 25.04.2002


 

Trotz außergewöhnlicher Schadenbelastung durch Jahrhundertereignis Jahresüberschuss erwirtschaftet
Trotz außergewöhnlicher Schadenbelastung durch Jahrhundertereignis Jahresüberschuss erwirtschaftet


  • Schaden-Rückversicherung stark betroffen, alle übrigen Geschäftsfelder im/über Plan


  • Nettoportefeuillewert der Personen-Rückversicherung erstmals über 1 Mrd. EUR


  • Erhöhte Nachfrage führt zu Prämienverdoppelung in der Finanz-Rückversicherung


  • Talsohle im Programmgeschäft durchschritten




Hannover, 25. April 2002: Der größte Schaden in der Geschichte der Versicherungswirtschaft – die Terroranschläge in den USA am 11. September 2001 – hat die langjährige Serie der Rekordergebnisse der Hannover Rück unterbrochen. Wie der Vorstandsvorsitzende Wilhelm Zeller anlässlich der Bilanz-Pressekonferenz in Hannover mitteilte, sei man dennoch stolz darauf, dieses unvorstellbare Ereignis gut verkraftet zu haben und sogar einen – wenn auch geringen – Jahresüberschuss von 11 Mio. EUR (Vj. 365 Mio. EUR) erzielt zu haben.

Starkes organisches Wachstum lässt Bruttoprämie um 38 % wachsen

Das Portefeuille entwickelte sich sehr erfreulich, allerdings wurde dies überlagert durch die Verluste aus den Terroranschlägen. Erstmals überstieg die Bruttoprämie deutlich die 10-Milliarden-Euro-Marke und erreichte 11,5 Mrd. EUR. Dies entspricht einem Wachstum um 3,2 Mrd. EUR bzw. 38 % (24 %). Davon waren 1,3 Prozentpunkte auf Veränderungen der Währungskurse zurückzuführen.

Nachdem sich die Schaden-Rückversicherung bis weit in das Jahr 2000 hinein in einer unattraktiven Marktphase befand, setzte im ersten Halbjahr 2001 eine deutliche Markterholung ein, die durch die Ereignisse vom 11. September kräftig verstärkt wurde. Von dieser Erholung hat die Hannover Rück uneingeschränkt profitiert; der Marktanteil und die Profitabilität des Geschäfts konnten durch eine Prämiensteigerung von 45,9 % oder rund 1,6 Mrd. EUR und weitreichende Konditionsverbesserungen sehr erfreulich erhöht werden. Die Finanz-Rückversicherung konnte ihr Prämienvolumen verdoppeln. Erfreulich entwickelte sich auch das Programmgeschäft, das um 24,5 % gewachsen ist, netto (für den Selbstbehalt) sogar um 66,1 %. Die Bruttoprämie in der Personen-Rückversicherung stieg um 13 % auf 2,4 Mrd. EUR – unter Berücksichtigung der Prämiendepots für fondsgebundene Produkte und ähnliche Einnahmen, die nach US GAAP nicht als Prämien zählen, beläuft sich die Bruttoprämie sogar auf 2,7 Mrd. EUR (2,5 Mrd. EUR).

Das 4. Quartal stellte sich mit einer überproportionalen Prämienentwicklung und einem sehr erfreulichen Ergebnis äußerst positiv dar. Die schnelle Reaktion der Hannover Rück, die auch nach dem 11. September ihren Quotierungsservice als einer der wenigen Rückversicherer ohne Unterbrechung aufrechterhielt, führte zur Zeichnung von sehr prämien- und ertragsstarkem Geschäft, das nahezu schadenfrei blieb. Dies führte bereits im 4. Quartal zum Ausbau des Marktanteils und der Profitabilität.

Diversifizierungsstrategie verhindert Bilanzverlust

In wesentlichen Versicherungsmärkten der Schaden-Rückversicherung war die Talsohle zu Beginn des Berichtsjahres bereits durchschritten, und die Konditionen entwickelten sich wieder positiv. Während die Schadenbelastung in der ersten Jahreshälfte im Rahmen der Erwartungen verlief, fand diese Entwicklung mit den Ereignissen des 11. September ein jähes Ende. Dabei wurde insbesondere die Luftfahrtversicherung – in der die Hannover Rück zu den Marktführern gehört – von Schäden in bisher nicht gekannter Höhe getroffen. Allerdings reagierte der Luftfahrtmarkt umgehend mit substanziellen Prämiensteigerungen und einer Reduzierung des Haftungsumfangs. „Wir haben die verbesserten Bedingungen vollumfänglich genutzt und unsere Gewinnchancen entsprechend wahrgenommen. Allein in Luftfahrt erzielten wir auf Grund dieser Marktbedingungen einen Prämienzuwachs von mehr als 150 %“, betonte Zeller.

Insgesamt führten die Ereignisse des 11. September zu einer Netto-Belastung von rund 400 Mio. EUR vor Steuern. Das für das Jahr 2001 erwartete Konzern-Vorsteuerergebnis wurde damit nahezu gänzlich aufgezehrt. Der Ergebnisbeitrag der Schaden-Rückversicherung betrug -75,5 Mio. EUR (267 Mio. EUR) nach Steuern.

Die Terrorangriffe auf die USA haben dazu geführt, dass das Geschäftsfeld der Schaden-Rückversicherung in bisher ungekannter Größenordnung belastet wurde. „Ohne den Ausgleich über die übrigen strategischen Geschäftsfelder hätten wir die Schäden vom 11. September nicht ohne Eigenkapitalverlust schultern können', unterstrich Zeller. Der Beweis für die Richtigkeit der seit Jahren verfolgten Diversifizierungsstrategie, die dem Konzern vier voneinander unabhängige Ertragsquellen eröffnet, sei eindrucksvoll erbracht worden, merkte Zeller an.

Der Ausbau des Geschäftsvolumens in der Personen-Rückversicherung (inkl. Prämiendepots) um 13 % ist vorwiegend auf fondsgebundene Lebens- und Rentenprodukte zurückzuführen. Wachstumsimpulse resultierten vor allem aus den deutschsprachigen Ländern und Großbritannien. Das Ergebnis vor Steuern konnte erfreulich um 44 % auf 44,4 Mio. EUR gesteigert werden. „Mit unserem Geschäftsmodell des Finanzierungsrückversicherers sowie als Produktpartner für innovative Lebens- und Rentenversicherungen gehören wir zu den weltweit führenden Rückversicherern und agieren in einem wenig wettbewerbsintensiven Marktumfeld', betonte Zeller. Die Terroranschläge auf das World Trade Center und das Pentagon haben das Portefeuille der Hannover Rück in diesem Geschäftsfeld nur geringfügig getroffen, weil das Unternehmen in den USA kaum im Bereich des konventionellen Risikotransfers aktiv ist. Erstmalig stieg der Wert des Personen-Rückversicherungsbestandes der Hannover Rück, gemessen an dem so genannten Netto-Portefeuillewert, auf über 1 Mrd. EUR.

Nach einem enttäuschenden Geschäftsjahr 2000 – verursacht durch die Tochtergesellschaft Clarendon Insurance Group, New York – haben sich die Ergebnisse im Programmgeschäft deutlich verbessert. Durch Übernahme neuer, attraktiver Programme und über die Durchsetzung substanzieller Prämienerhöhungen für bestehende Programme gelang es der Clarendon, ihre Stellung im amerikanischen Markt deutlich auszubauen. Heute ist sie der unangefochtene Marktführer in den USA. Weiterhin erfreulich entwickelte sich der Ausbau des europäischen Programmgeschäfts, das von der Inter Hannover in London betrieben wird. In Großbritannien konnte bereits ein Prämienvolumen von 200 Mio. EUR generiert werden. Insbesondere der Kraftfahrt-Versicherungsmarkt bietet derzeit sehr profitables Geschäft; hier ist das Unternehmen überproportional gewachsen. Die Gesellschaft sieht sich in ihrer Meinung bestärkt, dass das bisher hauptsächlich in den USA bekannte Programmgeschäft auch auf dem europäischen Markt erfolgreich betrieben werden kann. Insgesamt ergab sich mit 92 % eine zufrieden stellende Schaden-/Kostenquote. Das versicherungstechnische Ergebnis verbesserte sich von - 7 Mio. EUR auf rund 40 Mio. EUR, das Vor- und Nachsteuer-Ergebnis auf 29 Mio. EUR (3 Mio. EUR) bzw. 18 Mio. EUR (3 Mio EUR).

Die Finanz-Rückversicherung profitiert weiterhin von einer steigenden Nachfrage nach nichttraditionellen Rückversicherungslösungen, bei denen der Risikotransfer nicht im Vordergrund steht. Nachdem auf wichtigen Märkten die Preise in der Schaden-Rückversicherung nach dem 11. September sehr stark gestiegen waren, suchten die Zedenten vermehrt nach alternativen Rückversicherungsprodukten. Die Hannover Rück konnte ihre Bruttoprämie um 100 % auf 1,7 Mrd. EUR steigern. Das operative Ergebnis stieg – trotz hoher Vorjahresbasis – noch einmal um 23,4 % auf 66,7 Mio. EUR. „Die Finanz-Rückversicherung stellt sich einmal mehr als unser renditestärkstes Geschäftsfeld im Konzern dar“, betonte Zeller.

Kapitalanlageergebnis erfreulich gesteigert

Angesichts der äußerst schwierigen Rahmenbedingungen auf den Kapitalmärkten im Jahre 2001 konnte die Hannover Rück zufrieden stellende Nettoerträge erwirtschaften. Trotz der rückläufigen Durchschnittsverzinsung der Kapitalanlagen haben sich die laufenden Kapitalanlageerträge auf Grund der stark gestiegenen Anlagebestände um 18 % auf 942 Mio. EUR erhöht. Unter Berücksichtigung der Kursgewinne und -verluste und nach Abzug der Aufwendungen konnte ein um 9 % gesteigertes Netto-Kapitalanlageergebnis von 946 Mio. EUR erzielt werden.

Trotz des „annus horribilis“ Gesamtergebnis noch positiv

Das Vorsteuerergebnis sank im Berichtsjahr von 304 Mio. EUR auf 53 Mio. EUR, im Wesentlichen bedingt durch die Schäden des 11. September. Anders als im Vorjahr wurde das Ergebnis nicht durch steuerliche Sondereffekte entlastet. Der Steueraufwand beträgt für das Berichtsjahr 18 Mio. EUR (Vj. Steuerertrag von 129 Mio. EUR). Insgesamt führt dies zu einem Konzern-Jahresüberschuss von 11 Mio. EUR bzw. einem Ergebnis je Aktie von 0,34 EUR. Ohne diese außerordentlichen Schadenereignisse wäre das Ergebnis rund 230 Mio. EUR höher ausgefallen. Das Ergebnis je Aktie hätte mit insgesamt 7,44 EUR wiederum die Zielvorgaben erfüllt. Angesichts der aus den Terrorangriffen resultierenden immensen Belastung des Gesamtergebnisses wird erstmals der Hauptversammlung keine Dividendenausschüttung vorgeschlagen.

Ausblick auf 2002

Die Perspektiven für das laufende Jahr sieht Zeller ausgesprochen positiv. Nachdem es bereits Ende 2000/Anfang 2001 zu einer Verhärtung der Rückversicherungsmärkte kam, wurden in der Schaden-Rückversicherung, und zwar vor allem in jenen Märkten und Sparten, die von den Terroranschlägen besonders betroffen waren, deutliche Prämienerhöhungen und Konditionsverbesserungen möglich. „Die Hannover Rück nutzt diese Bedingungen, um überproportional an den Marktchancen zu partizipieren“, erklärte Zeller. Die Voraussetzungen dafür schuf das Unternehmen durch eine Reihe von Kapitalmaßnahmen, womit im Laufe der letzten zwölf Monate mehr als 800 Mio. EUR an Kapital- und Kapitalsubstituten aufgenommen wurden. Der Zentralbereich Specialty beispielsweise (zuständig für die Spezialgeschäfte Luftfahrt, Transport und Rückversicherungsgeschäft des Londoner Marktes – alle hatten am 11. September massive Verluste erlitten) plant für das Jahr 2002 eine Ausweitung des Geschäftsvolumens um durchschnittlich 150 %. „In einigen Bereichen unseres Luftfahrtgeschäftes gehen wir von einer Verzehnfachung unseres Volumens aus', erklärte Zeller. Darüber hinaus erwartet die Hannover Rück eine signifikant gestiegene Profitabilität dieses Geschäfts aus der Reduzierung des Risikos in vielen Teilbereichen der Schaden-Rückversicherung zu gleichen oder sogar zu erhöhten Raten. Auch Sparten, die unbeeinflusst von den Terroranschlägen waren, wiesen deutliche Ratenerhöhungen auf. Insgesamt lässt die Vertragserneuerungssaison für das Geschäftsjahr 2002 auf eine starke Erhöhung der Profitabilität der Schaden-Rückversicherung schließen. „Es ist unser Ziel, die Verluste aus den Terroranschlägen spätestens in drei Jahren wieder zurückzuverdienen', betonte Zeller.

In der Personen-Rückversicherung will die Hannover Rück mittelfristig Rang drei auf dem Weltmarkt einnehmen. Das organische Wachstum sollte zwischen 10 bis 20 % pro Jahr betragen. Auch zukünftig liegt der Fokus der Gesellschaft auf dem nichttraditionellen Geschäftsmodell des „Stochastic Banking'. Das Unternehmen geht davon aus, dass das weitere Wachstum im Bereich der fondsgebundenen Lebensversicherung in Kontinentaleuropa zu einem ungebrochenen Finanzierungsbedarf bei den Kunden führen wird und damit entsprechendes Wachstumspotenzial bietet.

Im Programmgeschäft wird bei der Clarendon die operative Neuausrichtung fortgeführt. Der zweite amerikanische Anbieter von Programmgeschäft, die Insurance Corporation of Hannover, setzt mit ihrer Niederlassung in Chicago weiter auf profitables Nischengeschäft. Die Inter Hannover in London, die bereits im Berichtsjahr äußerst erfolgreich agierte, wird das Programmgeschäft in Europa weiter ausbauen. Für das Programmgeschäft insgesamt ist von einer weiteren Verbesserung der Ergebnissituation auszugehen.

Der starke Preisanstieg in der traditionellen Rückversicherung lässt das Interesse an der Finanz-Rückversicherung weiter steigen. Dies wird in der Zukunft zu einer Erweiterung des Kundenstamms und zu einer Diversifizierung der Produktpalette führen. Das rasante Prämienwachstum der Vorjahre wird sich aber verlangsamen.

Auf Basis der aktuellen Erwartungen rechnet die Hannover Rück für ihre vier strategischen Geschäftsfelder insgesamt mit einem deutlich zweistelligen prozentualen Wachstum der Bruttoprämie. „Die Struktur unseres Portefeuilles wird sich in diesem harten Markt wieder zu Gunsten der Schaden-Rückversicherung verschieben', erklärte Zeller.

Die Situation auf den Kapitalmärkten ist unverändert schwierig. Durch wachsende Kapitalanlagebestände sollte das ordentliche Kapitalanlageergebnis steigen; so dass insgesamt mit einem Ergebnis auf Vorjahresniveau gerechnet werden kann.

Das Vorsteuerergebnis sollte – bedingt durch die Erwartungen im Bereich der Versicherungstechnik und normale Verhältnisse bezüglich des Großschadenanfalls und der Kapitalmarktbedingungen unterstellt – mindestens wieder an die Vorjahre anknüpfen. Entsprechend dürfte sich das Nachsteuerergebnis und der Gewinn je Aktie aus heutiger Sicht recht erfreulich darstellen, unterstrich Zeller.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Ralf Arndt (Tel.: 0511/56 04-15 00, Fax: 0511/56 04-16 48, E-mail: ralf.arndt@hannover-re.com) oder besuchen Sie uns im Internet unter www.hannover-rueck.de.

Die Hannover Rück ist mit einem Prämienvolumen von rund 12 Mrd. EUR die fünftgrößte Rückversicherungsgruppe der Welt. Sie betreibt alle Sparten der Schaden-, Personen- und Finanz-Rückversicherung sowie Programmgeschäft und unterhält Rückversicherungsbeziehungen mit rund 2.000 Versicherungsgesellschaften in mehr als 100 Ländern. Ihre weltweite Infrastruktur besteht aus über 100 Tochter- und Beteiligungsgesellschaften, Niederlassungen und Repräsentanzen in 19 Ländern. Das Deutschland-Geschäft der Gruppe wird von der Tochtergesellschaft E+S Rück betrieben. Die amerikanischen Rating-Agenturen Standard & Poor's und A.M. Best haben sowohl Hannover Rück als auch E+S Rück ein AA ('Very Strong') bzw. A+ ('Superior') Rating zuerkannt.


*** Die vollständige Pressemitteilung, inklusive Zahlentabelle am Schluss, lässt sich bei 'Zahlen & Fakten' unter 'Weitere Dokumente' finden.

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